Mit positiver Kritik zum Ziel heißt Hendrie Wiesingers Buch im Untertitel -- und der beschreibt den Buchinhalt weit treffender. Denn der amerikanische Psychologe liefert kein Spezialprogramm zur Chef-Behandlung, sondern einen Schnellkurs in Sachen "Kritisieren – aber richtig!" Wie man mit Wiesinger "positiv kritisiert", lässt sich am besten an einem Beispiel verdeutlichen: "Ihr Bericht ist schlampig." Kommt Ihnen das bekannt vor? In der Tat kommt Kritik meist so daher -- pauschal, undifferenziert und als kaum verhohlener Angriff auf die Person, die nichts Besseres zustande gebracht hat. "Ich glaube, Ihr Projekt wird leichter genehmigt, wenn Sie die Projekte in Schleswig-Holstein mit berücksichtigen, weil das zeigt, dass wir bei ähnlichen Vorhaben schon Erfolg hatten. Ihre Analyse und Empfehlungen gefallen mir sehr gut. Ich glaube, Sie könnten die Analyse in zwei bis drei Tagen ergänzen, und dann können wir noch einmal darüber sprechen. Was halten Sie davon?" Hier wird die bittere Pille mit Wiesinger versüßt -- als persönliche Einschätzung eingeführt, mit einer Würdigung der positiven Aspekte und vor allem mit dem deutlichen Anliegen verbunden, dem Kritisierten eine Chance der Verbesserung zu geben. Denn das ist es, was "positive" Kritik im Kern ausmacht: Sie will Lernchancen eröffnen, motivieren, informieren, und eben nicht herabsetzen. Ein nobles Anliegen, das Wiesinger -- im Klappentext als Erfinder eines "Kritik-Trainings" gepriesen -- leider nicht sehr systematisch angeht. Teil eins des Buches versammelt "20 Tipps für positive Kritik" und überlässt es weitgehend dem Leser, sich die Puzzlesteinchen der einzelnen Anregungen zu einer Verhaltensstrategie zusammenzusetzen. Dazu gehört nicht nur das Springen zwischen "Kritisiert werden" und "Selber kritisieren", sondern auch mancher vage wohlfeile Ratschlag, der erst in einem späteren Kurzkapitel konkretisiert wird. Teil zwei greift 15 schwierige Situationen auf -- Von der Kritik am Chef bis zum Umgang mit unberechtigter Kritik. Praktische Beispiele und direkte Verhaltensempfehlungen bieten eine hilfreiche Vertiefung des Themas. Fazit: Nützliche Anregungen, unglücklicher Aufbau. --Dr. Petra Begemann Quelle:
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