Heute, so feixt der endlich cleane Sänger gleich im Vorwort, wird nur noch das Wundermittel Ozon gespritzt, eine Art Pfeifenreiniger für die drogenverseuchte Blutbahn, verabreicht im Domizil in den Hügeln Hollywoods von einer drallen Sanitäterin in „pinken Netzstrümpfen“, versteht sich. Alice Schwarzer hätte ihre helle Freude an diesem Freund der weltweiten Schamhaarstudien, der mit seinen drastischen Erlebnissen um keinen Preis hinterm Berg hält. Zu behaupten, Anthony Kiedis, Sänger der Red Hot Chili Peppers und Verfasser dieses zarten Erinnerungswerkes, sei ein echter Sympathieträger, fällt einigermaßen schwer. Willkommen also in einer Hedonistenwelt aus Uppers und Downers, des Koks und Heroins, der Penissocken und Quickies im Minutentakt. Ach ja, Musik gibt’s auch noch! Es ist dieser spätpubertäre, selbstreferentielle Ton eines Mannsbilds, das sie alle gehabt hat, der die Lektüre dieses selbsternannten Grenzgängers für jeden halbwegs gebildeten Leser so schwierig macht. Pate dieser großspurigen Wesensart war der Hippievater, der den 12-jährigen Filius anhand seiner umfangreichen Playboy- und Penthouse-Sammlung schon früh in die Geheimnisse der weiblichen Anatomie einführte. Zwecks weiterführender Studien wurde dem heranwachsenden Sohnemann auch schon mal die eigene Braut überlassen. Auch der exzessive Drogenkonsum wurde unter väterlich liebevollem Blick früh bis zur Meisterschaft eingeübt. Ein Erziehungsmodell, das später teuer bezahlt werden musste. Über all dem pornohaften Mucki- und Machogehabe vergisst man fast, dass man es bei den Red Hot Chili Peppers mit einer verdammt guten Band zu tun hat. Anfang der 80er gegründet, entwickelten die vier schweißglänzenden Energiebündel sehr bald ihren ganz eigenen Stilmix aus Punk, Crossover und Funkelementen. Kurt Cobain, Pearl Jam’s Eddie Vedder, Jane’s Addiction, die gesamte Westcoast-Szene der 80er-Jahre wird durch Kiedis Erinnerungen noch einmal ganz schön lebendig. Und, man staunt, auch Nina Hagen hat ihren Auftritt -- der (natürlich) im Bett unseres Helden endet. Sex, Drugs & Rock’n’Roll eben -- derb, aber satt! -- Ravi Unger Quelle:
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