Fallsammlungen wie Repetitorien zur ZPO sind dĂŒnn gesĂ€t. Das ist einerseits nicht recht erklĂ€rlich, da sich gerade das Prozessrecht in Studium und Praxis auf wenige oder sogar eine einzige Fallfrage zuspitzen lĂ€sst. WĂ€hrend das materielle Recht die KomplexitĂ€t der Lebenswirklichkeit zumeist in systematischen Normenhierarchien zu erfassen sucht, sind die Verfahrensordnungen in hohem MaĂe formalisiert, um den Prozess einigermaĂen zĂŒgig und ressourcenschonend zu gestalten. Diese Formalisierung bedingt freilich eine gewisse Unanschaulichkeit, der durch eine Fallsammlung gut begegnet werden kann. Andererseits ist nicht zu verkennen, dass sich eine solche Fallsammlung ganz unterschiedlichen Erwartungen ausgesetzt sieht. Studenten werden lediglich Grundkenntnisse der ZPO abverlangt, Rechtsreferendare mĂŒssen mit ihr umgehen können, fĂŒr Praktiker kann das Detail prozessentscheidend sein. Das ZPO-Fallrepetitorium wĂ€hlt einen auĂerordentlich breiten Ansatz. In rund 900 FĂ€llen bzw. Repetitoriumsfragen wird -- vom Erkenntnisverfahren ĂŒber besondere Verfahrenssituationen und -arten bis hin zur Zwangsvollstreckung -- die ZPO in all ihren Fassetten dargestellt. Die angesichts dieses Materialreichtums drohende Ăberforderung des studentischen Lesers fĂ€ngt Zimmermann durch eine ganze Reihe konzeptioneller MaĂnahmen auf. ZunĂ€chst ist das Buch stark untergliedert, was den zielgruppengerechten Zugriff auf einzelne Problemfelder ermöglicht. So können Studenten z.B. die Abschnitte zu Revision, Unterhalt MinderjĂ€hriger oder auch Schiedsgerichtsverfahren ohne weiteres auĂen vor lassen, wĂ€hrend sie fĂŒr den Praktiker durchaus von gesteigertem Interesse sein können. Weiterhin wird die Stoffauswahl dadurch erleichtert, dass die einzelnen FĂ€lle jeweils anhand von vier Schwierigkeitsstufen vorab klassifiziert werden: von "Grundlagen" bis zu "kompliziertere(n), entlegenere(n) Probleme(n) fĂŒr die Prozesspraxis". SchlieĂlich sind die FĂ€lle in aller Regel auf eine einzige Fragestellung hin konzipiert, was nicht nur das VerstĂ€ndnis erleichtert, sondern zusĂ€tzlich auch den Lerneffekt steigert. Insgesamt ist dem Verfasser -- Richter, Hochschullehrer und langjĂ€hriger PrĂŒfer -- mit dem ZPO-Fallrepetitorium ein ĂŒberzeugender Kompromiss zwischen PraxisnĂ€he, didaktischen Anforderungen und PrĂŒfungsrelevanz gelungen. --RA Claudia von Selle Quelle:
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