Jedem, der mehr über den Kosovo erfahren möchten, als die längst nicht mehr alltägliche Berichterstattung in den Medien hergibt, ist das Buch nur wärmstens zu empfehlen. Die sorgfältig formulierten Beiträge bleiben, bei aller Wissenschaftlichkeit, doch lesbar und verständlich, und bieten einen hervorragenden Einstieg in diese schwierige Materie.

Die blutige Eskalation im Winter 1998/1999 und der NATO-Luftkrieg gegen Jugoslawien stehen im Mittelpunkt des Buches. Nach einem einführenden Kapitel zu Geschichte und Kultur des Kosovo, betrachten die 24 Autoren den Krieg aus jeweils unterschiedlichen Perspektiven: aus der Sicht der Serben und Kosovaren; aus der Sicht der Nachbarstaaten und der großen Mächte USA, Russland, Großbritannien, Deutschland und Italien; aus der Sicht der internationalen Organisationen und schließlich unter dem Aspekt des Völkerrechts, wobei sie um eine ausgewogene und differenzierte Betrachtungsweise bemüht sind.

Ihr Fazit stimmt alles andere als optimistisch: Der Kosovo wird auf unbestimmte Zeit ein Protektorat des Westens bleiben, der mit politischem, wirtschaftlichem und nicht zuletzt militärischem Druck eine endgültige Teilung der Provinz vermeiden und ein Übergreifen des Konflikts auf die Nachbarstaaten unbedingt verhindern muss. Ob dies gelingen wird, erscheint fraglich, doch eines steht heute schon fest: Ein friedliches Miteinander der Völker und Kulturen im Kosovo wird es so bald nicht geben. --Stephan Fingerle
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