Aufwachen, Brüder und Schwestern! Wir leben inmitten einer Revolution! Eine Revolution, die nichts mit „egalité“ oder „fraternité“ zu tun hat. Der Kapitalismus liegt in den letzten Zügen und wird bald von der neuen Informationsgesellschaft abgelöst. Wissen wird Macht, Macht besitzt nicht mehr der, der Macht über die Produktion hat. Die Produktion von Ideen verleiht von nun an Macht. Der Kapitalismus stemmt sich noch einmal entgegen. Es scheint, als sei er ein letztes Mal auf Stimmenfang bei den Menschen. Deshalb wird der Stillstand zelebriert. Dank der Trägheit des Menschen. Die beiden schwedischen Wirtschaftswissenschaftler sprechen eine deutliche Sprache: Es mangelt uns nicht an technischen Möglichkeiten, es fehlt uns nicht an Wissen. Allein der konservative Geist, der lieber an Altbewährtem festhält, als die neue Chance beim Schopf zu packen, ist schuld an der momentanen Krise, von der alle Welt spricht. Diese Krise ist in Wirklichkeit ein Vakuum zwischen alten Wertvorstellungen und der Zukunft, die wir nicht zu füllen wissen. Wir hinken unserem exponential ansteigenden Wissen hinterher. Nach Meinung der Autoren werden die Netokraten die neue herrschende Schicht in der Informationsgesellschaft bilden – neben einer Schicht der Verlierer. „Unübersehbar bildet sich nicht nur in Deutschland eine netokratische Elite heraus … im gleichen Tempo wächst aber auch das deutsche Konsumtariat … gefangen in staatlich bezuschussten Wohnungen fern der innerstädtischen Zentren, im betäubenden Milieu aus Junk Food, TV-Unterhaltung, Boulevardblättern und alltäglicher Straßengewalt, aber frei von jeder nennenswerten interaktiven Kommunikation mit der Außenwelt …“ Die Siegelbewahrer des alten Regimes werden zu den Verlieren der nächsten Jahre gehören, weil sie sich dem Wandel entziehen möchten. Sie hoffen immer noch auf die starke Hand des Staates, der sie von jeglicher Eigenverantwortung entbindet. Ganz im Gegensatz zu jungen Migranten, die an flexible Bewegung und Anpassung gewöhnt sind. Sie hören den Ruf nach kultureller Vielfalt und Kosmopolitismus. Der Netokrat ist weltoffen, innovativ, nutzt neue Medien und Technologien, erkennt Trends früh und setzt selbst Impulse – und er ist anpassungsfähig. Er hat begriffen, dass Stillstand unweigerlich zum Tod führt und erkennt daher Veränderungen als etwas Positives an. Damit ist er dem Rest der Gesellschaft den entscheidenden Schritt voraus. Er wird zu den Gewinnern gehören. Er kontrolliert nicht nur seine eigenen Bedürfnisse, sondern auch die des Konsumtariats. In Schweden kam das Buch bereits im Jahr 2000 auf den Markt. Eigentlich kaum vorstellbar. Noch heute, Anfang 2006, ist es erfrischend neu und innovativ. Vieles daraus hat sich seither bewahrheitet und vieles wird noch für die nächsten Jahre Gültigkeit haben. Die Netokraten formuliert radikale Thesen und Ansätze. Absolut lesenswert. -- Emilia Cantello Quelle:
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