"Hätten wir Easy Rider nicht gemacht", sagte Dennis Hopper kürzlich in einem Interview, "dann wäre fünf Minuten später jemand anderes auf den gleichen Zug gesprungen. Hollywood war reif für diesen Film." Die 13 Jahre zwischen Arthur Penns Bonnie and Clyde (1967) und Michael Ciminos Heaven's Gate (1980), schreibt Peter Biskind, "waren die letzte Zeit, in der es aufregend war, in Hollywood Filme zu machen, in der Leute mit Recht stolz auf ihre Arbeit sein konnten und in der die Branche gute Arbeit ermutigte und das Publikum sie zu schätzen wusste". Peter Biskinds Easy Riders, Raging Bulls erschien in den USA bereits 1998 und sorgte dort für große Furore. Während manche es zum besten Insider-Buch über Hollywood ausriefen, kritisierten andere, das Buch habe außer Klatsch und Tratsch wenig Analytisches zu bieten. Der Autor -- Reporter für das Branchenmagazin Premiere -- brüstete sich, mit fast allen Beteiligten selbst gesprochen und dafür hunderte von Interviews geführt zu haben. Dem gegenüber steht die Aussage etwa von Dennis Hopper, er habe nie mit Biskind gesprochen. Wie auch immer, eines ist sicher: Das Buch liest sich spannend wie ein Krimi. Wer wissen will, wer mit wem, wann und warum ins Bett gegangen ist und wie viele Drogen dabei im Spiel gewesen sind, ist mit Biskinds Buch bestens bedient. Auch die gesellschaftlichen und branchenspezifischen Rahmenbedingungen, die den Aufstieg der neuen Hollywood-Rebellen überhaupt erst ermöglichten -- Studentenbewegung und Gegenkultur einerseits, Umsatzkrise der großen Studios andererseits -- weiß Biskind kenntnisreich zu beschreiben. Interessant auch, wie Francis Ford Coppola bei der Erfindung des Blockbusters buchstäblich Pate gestanden hat: Hier probten die Studios erstmals den flächendeckenden Einsatz von modernen Marketing-Methoden und brachten einen Film landesweit gleichzeitig in alle Kinos. Spielbergs Weißer Hai und Lucas' Krieg der Sterne entwickelten dieses Konzept weiter und läuteten damit zugleich den Anfang vom Ende des neuen Hollywood ein. Easy Riders, Raging Bulls erzählt also die alten Geschichte vom Kampf des Neuen gegen das Alte und vom Aufstieg und letztlich auch vom Fall einer ganzen Generation. Insofern bietet das Buch ein faszinierendes Sittengemälde der späten 60er- und frühen 70er-Jahre in Hollywood. Zu den Filmen selbst erfährt man bei Biskind freilich wenig. Dass es bei allen Skandalen und Intrigen auch um ästhetische Fragen ging, kommt bei ihm zu kurz. Wer darüber mehr erfahren möchte, ist mit dem Band New Hollywood 1967-1976. Trouble in Wonderland besser bedient. --Axel Henrici Quelle:
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