Eigentlich hat sich Hollywood ja auf die Produktion eigener Schauspiellegenden kapriziert. Besonders gern liest der Kinofan in der Presse, das sich ein Akteur für die Authentizität seiner Rolle etwa als Gefangener "zehn Monate in den härtesten Knast der USA" einsperren ließ oder eine Aktrice für die Darstellung einer Magersüchtigen "30 Kilo herunterhungerte". Was aber macht man, wenn man die wichtigsten zehn Jahre in der Karriere eines Mannes verfilmen will, der selbst schon "zu Lebzeiten zur Legende wurde", wie der Biograf Thomas Hauser über Mohammed Ali alias Cassius Clay geschrieben hat? Dann macht man Krafttraining und baut 16 Kilo Muskelmasse auf, wie Will Smith. Der ließ sich die Segelohren ankleben, engagierte einen Ex-Trainer des Champions, studierte den Akzent des Boxers und perfektionierte Mimik und Gestik des Heroen: angeblich so eindrucksvoll, dass er nach Auskunft von Alis Gattin Lonnie am Telefon (zumindest akustisch) "exakt der Ali von vor 30 Jahren" gewesen sei. Regisseur des 150-Millionen-Dollar-Epos war Michael Mann, der vor allem durch die TV-Serie Miami Vice auf sich aufmerksam machte. Diese schicke Glätte der Kultserien-Inszenierung sieht man dem Film beizeiten etwas an. Nun kann man sich in Ali. Der Film und die Legende selbst ein Bild von der Kopie des Mythos machen. Angereichert mit zahlreichen Originalzitaten von Schriftstellern, Zeitgenossen und Reportern enthält der Band das gesamte Drehbuch des Spektakels, dass in den USA (wie schon sein Vorläufer aus den 70er-Jahren) gnadenlos floppte. Reich illustriert ist Ali. Der Film und die Legende mit beeindruckenden Originalbildern etwa vom legendären Fight des standfesten Boxers gegen George Foreman beim "Rumble in the Jungle" in Zaire, bei dem Ali seinen Titel erfolgreich zurückgewann, aber auch mit beinahe schon historischen Dokumenten wie Boxplakaten und Pressebildern (etwa von Alis emotionalem Auftritt bei der Pressekonferenz zu seiner Entscheidung, seiner Einberufung zu den Streitkräften für den Vietcong-Einsatz aufgrund seiner religiösen Einstellung nicht Folge zu leisten). Daneben sind zahlreiche Szenenfotos abgedruckt: Diese direkte Gegenüberstellung von Realität und Fiktion illustriert die teils täuschend echte Choreografie und Maske des Films. "Kein zweiter Mann hat im 20. Jahrhundert einen größeren Sieg über den Rassismus errungen", schrieb einst der afroamerikanische Autor Gerald Early über Mohammed Ali. Auch wenn der Film hier von nur wenig deutlich macht, das Buch zeigt von der großen Leistung dieses Boxers mehr. --Thomas Köster Quelle:
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