Im Sommer 1839 präsentierte Louise Jacques Mandé Daguerre den Mitgliedern der französischen Akademie der Wissenschaften Lichtbilder bekannter Bauwerke aus Paris. Die detailgenauen Abbildungen des Louvres, der Brücke Pont Neuf oder der Kathedrale Notre Dame beeindruckten die Forscher und Politiker so sehr, dass der französische Staat das Patent erwarb, um das erste fotografische Aufnahmeverfahren der kulturellen, wissenschaftlichen und wirtschaftlichen Verwertung zur Verfügung zu stellen. Die folgende Weiterentwicklung der Fototechnik sowie die Erfindung eines von jedermann zu bedienenden Fotoapparates im Jahre 1888 machte die Fotografie zum Massenmedium. Die Kleine Geschichte der Fotografie schildert die Bedeutung und Funktion des ersten technischen Bildmediums für die Gesellschaft und deren Wahrnehmung von den Anfängen der Daguerreotypie bis zur digitalen Fotografie. In 29 chronologisch geordneten Kapiteln setzt sich der Kunsthistoriker Boris von Brauchitsch mit wesentlichen Themen der Fotografiegeschichte auseinander. So beschreibt er den Streit um die Urheberschaft des fotografischen Abbildungsprozesses, die visuelle Besitzergreifung ferner Länder und Kulturen durch die Reisefotografie Mitte des 19. Jahrhunderts oder die immerwährende Diskussion über das künstlerische Wesen der Fotografie. Seine kenntnisreichen Ausführungen werden durch Auszüge aus Essays unter anderem von Walter Benjamin, Ernst Kallai oder Henri Cartier-Bresson ergänzt. Die rund 130 aussagekräftigen Bildbeispiele bekannter Fotografen zeigen neben den Stadtansichten und Porträtaufnahmen früher Dokumentaristen wie Charles Nègre oder Nadar auch Bildexperimente von Man Ray oder Alexander Rodtschenko, sowie die seriell konzipierten Arbeiten zeitgenössischer Fotokünstler wie Bernd und Hilla Becher, Andreas Gursky oder Axel Hütte. Der ansprechend gestaltete Band überzeugt durch die anschauliche und verständliche Darstellung von 163 Jahren Fotografiegeschichte und ist sowohl als Einstieg in das Thema als auch als Nachschlagewerk gleichermaßen geeignet. --Stefan Meyer Quelle:
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