30.April 1976. England sieht einem der heißesten Sommer seit Menschengedenken entgegen. In den "Nashville Rooms", einem dieser Clubs, in denen es nach Schweiß riecht und die Teppiche vom eingetrockneten Bier bretthart und klebrig sind, treten die 101'ers auf, eine jener typischen Pubrockbands, die jede Menge Chuck-Berry -Riffs wieder aufbereitet. Nichts Aufregendes also, spielte da nicht diesmal eine Band im Vorprogramm, von der inzwischen halb London spricht. Zum ersten Mal erlebt Joe Strummer, der 24-jährige Sänger der 101'ers, die Sex Pistols, diesen einzigen, gesungenen Wutausbruch. Als die Pistols die Bühne verlassen, hat Strummer keine Lust mehr, in seiner Gute-Laune-Band weiter zu machen. Dies wird die Geburtsnacht von The Clash. Bereits im Juni 1976 machten sich die Herren Strummer, Jones, Simonon und Rhodes in einem versifften Eisenbahnschuppen in Camden Town an die Materialsichtung. Es galt, mit den von McLaren protegierten Pistols, die schon auf dem Abflug waren, Schritt zu halten. Dennoch sollte es noch bis November dauern, bis der damals recht biedere "Melody Maker" das Erscheinen "zweier neuer heißer Punkbands", The Clash und The Damned, verkündete. Der Rest ist Punk-Historie. The Clash veröffentlichten zwar nur fünf reguläre Alben, hatten keinen einzigen Nummer-Eins-Hit und lösten sich schon 1985 wieder auf, aber im Vergleich zu den sterbenden Dinos der Branche, Großbands wie Yes, Genesis und Pink Floyd, die sich offenbar nur noch als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Kostümverleihfirmen betrachteten, war ihr Einfluss enorm. Mit Alben wie London Calling und Sandinista wüteten sie gegen das England Margaret Thatchers und lieferten somit den Soundtrack zur Wirtschaftsdepression in Großbritannien. Wie die anderen Bücher aus der Music Makers-Reihe des Hannibal-Verlags gliedert sich auch dieses in drei Teile: Kurzbiografie, Diskografie, sowie eine Nachbetrachtung über die Auswirkung des Bandschaffens. Von erheblichem Wert ist vor allem die penible Discografie dieses Buches, die endlich einmal Licht in die verwirrende Veröffentlichungspolitik der diversen Plattenfirmen bringt, die der Gruppe nicht wenig Schaden zufügte. --Ravi Unger Quelle:
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