Deutliche Gesellschaftskritik verpackt in absolut hochkarĂ€tiger Spannung, das kann nur einer: Henning Mankell. Endlich ist er da, der neue Wallander-Krimi und auch in diesem Fall ermittelt der einsame 50-jĂ€hrige Kommissar, der sich "uralt und kraftlos" fĂŒhlt, eigenwillig, manchmal dickköpfig, aber doch immer mit dem seinen Fans schon so vertrauten Team. Ein brillant erdachter Fall, der nach 570 fesselnden Seiten bedrĂŒckende und bedrohliche Visionen zurĂŒcklĂ€sst. In einem Interview sagt Mankell, gefragt, warum die Verbrechen, die er beschreibt oft so bestialisch seien: "Die Welt ist viel schlimmer als die Verbrechen in meinen BĂŒchern." Wohl wahr! Ein Taxifahrer wird brutal von zwei jungen MĂ€dchen ermordet, ein Mann bricht vor einem Geldautomaten tot zusammen, seine Leiche wird aus der Pathologie gestohlen, in einer Transformatorstation finden die Beamten eine verkohlte Leiche. Ein turbulenter Fall, in dem lange so wenig zueinander passen will. Die Ermittlungen fĂŒhren von dem kleinen schwedischen StĂ€dtchen Ystad bis nach Angola, reichen von Mord bis zu einem perfiden Computerverbrechen von internationalem Format. Brandmauern oder Firewalls -- natĂŒrlich geht es um Datennetze, elektronische Kommunikation, die Welt des Internets. "Die Verwundbarkeit der Gesellschaft in der sie lebten, war gröĂer, als jemand hatte ahnen können". Computerspezialisten als Terroristen, ein einzelner Rechner, der die ganze Welt lahm legt? Als Krimi genial und atemberaubend, als reales Geschehen nicht mehr utopisch, eher eine Angst erregende Vorstellung. NĂŒchtern schreibt Mankell, oft kurz und bĂŒndig, das ist nervenaufreibend, macht sĂŒchtig. Aber: Er legt es nicht nur auf Spannung allein an. In seinen Romanen will er gesellschaftliche Entwicklungen beleuchten: "Wir mĂŒssen ein neues Sozialsystem schaffen, sonst geht die Welt zugrunde." Wallander in Höchstform. 26 LĂ€nder hat dieser Kommissar mit begnadeter Intuition im Sturm erobert, er wurde verfilmt, bescherte seinem Erfinder Millionenauflagen und Preise. Kaum zu fassen, dass der ihn demnĂ€chst in den Ruhestand schicken will. Wer weiĂ, vielleicht ĂŒberlegt er es sich ja doch noch. --Barbara Wegmann Quelle:
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