Von 1959 bis 1993 reicht diese Auswahl von Hörspielen, die auf dem Werk George Simenons basiert, und die Namen der Mitarbeiter könnten kaum wohlklingender sein: Gerd Westphal und Walter Adler finden sich unter den Regisseuren, aber auch der jüngere Alfred Marquart, dessen Büchlein Über Komissar Maigret viele Anhänger des Kommissars noch in guter Erinnerung haben. Die Bandbreite der Sprecher reicht von Gert Haucke bis Gustav Knuth, von Herbert Stass bis Joachim Nottke. Das eine Mal klingt Maigret eher schnoddrig und desinteressiert, ganz der abgebrühte Verbrecherjäger (Maigret und sein Revolver); im nächsten Fall hörbar betroffen, und doch ganz darauf bedacht, vor dem Gerichtspräsidenten keinen Formfehler zu begehen (Maigret vor dem Schwurgericht). Auch die Auswahl der Hörspiele selbst kann überzeugen: Jeweils vier mit sicherer Hand ausgewählte Maigrets und Non-Maigrets werden geboten. Es ist erstaunlich, wie sich bereits Simenons frühe Romane -- z.B. Maigret und die Affäre Saint-Fiacre aus dem Jahre 1932 -- durch seine Fähigkeit auszeichnen, ohne viel Lärm atemlose Spannung zu erzeugen. Mit nur wenigen Sätzen beschwört er eine dichte Atmosphäre herauf, lässt Bilder vor unserem inneren Auge entstehen. Eine Geschichte wie Der Zug beweist darüber hinaus, dass es keineswegs des Pfeife schmauchenden Kommissars bedarf, den der Autor zwischen die Leser und die alltägliche Grausamkeit des Geschehens zu schieben gewohnt war. Simenons Zurückhaltung, seine Weigerung, über seine Figuren ein Urteil zu fällen, sorgen für die notwendige Ruhe und Abgeklärtheit, die notwendig ist, sich der Hoffnungslosigkeit zu stellen, die den Großteil seiner Romane durchdringt. Die Lektüre von Simenons Büchern kommt häufig einem intimen Zwiegespräch zwischen Autor und Leser gleich. Umso erstaunlicher ist es, dass seine Werke auch in der Hörspielumsetzung zu begeistern wissen, obwohl der Leser da mit dem Text nicht länger alleine ist. Aber vielleicht ist das einfach nur ein weiterer Beweis für Simenons handwerkliche Perfektion -- einerlei: CD-Spieler an und Augen zu. Dergleichen Hörgenuss wird nicht oft geboten. --Hannes Riffel Quelle:
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