"Für den Anfang wird es genügen", sagte Dave. So endet der erste Fall des Versicherungsdetektivs Dave Brandstetter. Joseph Hansen gelang mit diesem ersten der zwölf Krimis ein fabelhafter Anfang. Ein Versicherungsnehmer der Medallion Lebensversicherung ist verschwunden. Da die Prämie über 150.000 $ beträgt, nimmt sich Dave Brandstetter des Falles an, da bei einer Auszahlung das elterliche Versicherungsunternehmen nach dem Umzug in das neue Medallion-Hochhaus aus Glas und Stahl vor dem Konkurs stünde. Außerdem ist Brandstetter froh eine Aufgabe gefunden zu haben, die ihn aus dem Haus führt und ihn etwas von dem Tod seines Lebensgefährten Rod ablenkt. Hier wird eines der Themen des Krimis aufgegriffen: der Verlust. Der fesselnden Geschichte liegt ein melancholischer Grundton zu Grunde. Dave Brandstetter ist ein würdevoller und nach Gerechtigkeit strebender Ermittler, der ganz nebenbei mit einer erstaunlichen Beharrlichkeit und mit pointierten Nebensätzen für die Akzeptanz von Schwulen kämpft. Bedenken wir, dass dieser Kriminalroman bereits 1970 erschienen ist, ist dieser Ansatz mehr als erwähnenswert. Lobenswert sind aber auch die geraden und schlanken Sätze Joseph Hansens, der es versteht Stimmungen zu erzeugen. "Das Klingeln von Telefonen, das Gestotter einer Schreibmaschine, auf der im Zweifinger-Suchsystem herumgehackt wurde..." hallt nach. Schön ist es, Brandstetter bei seinem ersten Fall zu begleiten, zumal er gerne Gedanken auf den Punkt bringt, Musik liebt und auch mal zu einem Glas Whiskey greift und trotz der Widrigkeiten über genügend Witz verfügt, um über sich selbst und andere zu lachen, zumal die Wahrheit selten taktvoll ist. Angenehm ist auch, dass der Autor die Handlung und die Wirklichkeit nicht außer Acht lässt. In der Übersetzung von Robert Schekulin wurde Satz für Satz am Original abgeglichen und so kam das zeitlos hohe Niveau und die Kultiviertheit dieses schwulen Kriminalromans zu Tage. Bis auf den Umschlag sei dem Verlag zu dem Anliegen, die Edition aller zwölf Dave Brandstetter-Krimis zu veröffentlichen, hiermit herzlichst gratuliert. --Mathias Mahler Quelle:
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