Gut, der einzige Gerichtsmediziner Islands weilt in Urlaub. Aber warum um alles in der Welt hat sich Kommissar Erlendur eine Gruppe von Archäologen ausgewählt, um das Skelett auszugraben, dass bei Bauarbeiten in einer Grube in der Nähe von ReykjavĂk gefunden wurde und wohl keines natĂĽrlichen Todes starb, vielleicht sogar lebendig begraben wurde? Denn das Bergungsteam arbeitet zwar mit Akribie, aber auch mit lähmender Langsamkeit. Als hätte entwurzelte Erlendur nicht schon Sorgen genug. Immerhin liegt seine drogenabhängige Tochter, die einst den Kontakt zu ihm abbrach, im Koma. Und auch der Fall erweist sich als schwieriger als erwartet. Denn immer wieder sitzen die Ermittler falschen Spuren auf. Aber letztlich bringt Erendur doch Licht ins Dunkel der Vergangenheit, dessen Schlagschatten bis hinein in die unmittelbare Gegenwart hinĂĽber reichen ... Aus einem unscheinbaren und bereits tausendfach in anderen Krimis gelesenen Anfang entwickelt Arnaldur IndriĂ°ason eine ebenso grandiose wie dĂĽstre und in ihrer Grundstimmung hoffnungslose Geschichte, deren verschiedene Handlungsstränge er auf raffinierteste Weise miteinander verknĂĽpft. Selbst die Unmöglichkeit, die genaue Herkunft und Identität des (oder der?) seit sechzig Jahren hier ruhenden Toten zu bestimmen, bekommt im Verlauf der Fabel noch eine wichtige Bedeutung, bis einem das ĂĽberraschende Ende fast den Atem raubt, obwohl man sie vielleicht beim Lesen hin und wieder schon erahnt hat. Und das ist vor allem der unglaublichen Erzähllaune IndriĂ°asons zu verdanken. Island ist nicht gerade Mörderland. Nirgends gibt es so wenig Schwerverbrechen wie auf der Insel mit dem rauen Klima. Vielleicht wirkt ja die ungeheuere Krimiproduktion der Isländer, -- namentlich vor allem die von Stella Blomkvist oder eben Arnaldur IndriĂ°ason -- kanalisierend auf die kriminelle Energie der Bewohner. Wie dem auch sei: Seit seinem KrimidebĂĽt Nordermoor hat IndriĂ°ason bewiesen, dass er nicht nur im harten Landesvergleich, sondern auch international zu den besten Verretern des Genres gehört. Weniger skurril und ironisch wie Blomkvist vielleicht, aber bestimmt genauso gut. Der atmosphärisch dichte und stringent erzählte Roman Todeshauch ist einmal mehr der beste Beweis dafĂĽr. --Stefan Keller Quelle:
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