Fein verwobene Handlungsstränge, exaktes und detailliertes Insiderwissen, dazu Akteure, die überzeugend und realistisch erscheinen -- ja, was soll da eigentlich noch schief gehen? Spannende 450 Seiten sind garantiert und außerdem: Anne Holt ist schließlich auf dem Krimi-Sektor keine Unbekannte. Das achte Gebot ist bereits ihr fünfter in deutscher Sprache erschienener Roman. Und wenn jemand Hintergründe, Fundus und Zusammenhänge kennt, dann sie: Jura-Studium, stellvertretende Polizeichefin von Oslo, kurze Zeit norwegische Justizministerin. Wer dann auch noch als Fernsehjournalistin gearbeitet hat, dem dürfte fesselnde Unterhaltung nur so aus der Feder fließen. Und dem ist auch so. "Du sollst kein falsches Zeugnis ablegen wider deinen Nächsten" –- das achte Gebot eben, ein sich langsam, aber äußerst raffiniert entwickelnder Dreh- und Angelpunkt des Romans. Paukenschlag gleich auf der ersten Seite: ein ertrinkender Mann und die enthauptete Frau eines Oberstaatsanwalts, der als mutmaßlicher Täter in Untersuchungshaft kommt. Immer wieder aber beteuert er seine Unschuld, pocht darauf, den wahren Mörder zu kennen. Für Fans von Anne Holt ist die ermittelnde Kommissarin Hanne Wilhelmsen eine vertraute Figur. Beliebt im Team, erfolgreich, aber -- wie das bei diesen berühmten Kommissaren nun einmal so ist -- auch immer irgendwie ein Einzelgänger, in diesem Roman zudem mit schwerer privater Krise. Dann irgendwann noch ein zweiter bestialischer Mord an einem bekannten Wirtschaftsjournalisten. Am Fundort der Leiche Fingerabdrücke des Oberstaatsanwalts. "Sein Leben, ... das gesamte Dasein der Familie ... waren von einer Macht zerstört worden, die viel größer war als Frau Justitias blinde Gerechtigkeit." Mehr wird nicht verraten. In jedem Falle viele Fäden, die in kurzen Kapiteln von einem Spannungsgeschehen zum nächsten führen und erst spät ein aufklärendes "Muster" erkennen lassen -- für Polizei und Leser gleichermaßen. Der Weg dorthin ist von Handlung, Entwicklung und Konsequenz her nachvollziehbar, logisch und sachlich, wenngleich atmosphärisch, von inneren Beschreibungen, der Gedankenwelt der Akteure her nicht immer ganz überzeugend. Dennoch: ob am Stück oder häppchenweise -- empfehlenswerte Krimi-Kost! --Barbara Wegmann Quelle:
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