Der Wehrmachtsoffizier Martin Bora, Spezialist für Partisanenbekämpfung, wird Ende 1943 von der Ostfront nach Italien versetzt, wo die vorrückenden Alliierten unter amerikanischer Führung schon vor den Toren Roms stehen. Aus politischen Gründen setzt man ihn, der sich bereits zuvor als interner Ermittler hervorgetan hat, auf den Mordfall an der deutschen Botschaftssekretärin Magda Reiner an. Diese kam während eines Festes von Nazis und SS-Leuten durch einen mysteriösen Fenstersturz ums Leben. Zusammen mit dem römischen Inspektor Sandro Guidi versucht der in Rom aufgewachsene Bora den Fall aufzuklären. Doch Anfang 1944, als sich der italienische Faschismus bereits in Auflösung befindet, erwartet ihn hier ein Minenfeld aus politischer Intrige, heranrückenden Feindverbänden und nicht zuletzt Partisanengruppen, die mit ihren Aktionen die Befreiung der Stadt vorbereiten. Bora ist den Mächtigen in Rom jedoch kein Unbekannter. Vor allem sein väterlicher Freund und Vertrauter, der Kardinal Hohmann, arbeitet vom Vatikan aus daran, Rom vor der Zerstörung durch die heranrückenden Truppen zu bewahren. In diesem Chaos versucht der desillusionierte Bora mit seiner Existenz und seiner unsicheren Zukunft ins Reine zu kommen... Mit Kaputt Mundi legt die amerikanische Autorin Ben Pastor einen äußerst ambitionierten und vielschichtigen Kriminalroman vor. Ihrem Vorwort ist zu entnehmen, dass Kaputt Mundi offenbar Teil einer Serie um Martin Bora ist, deren erste Bände noch nicht ins Deutsche übersetzt wurden. Leider gibt das Vorwort den Inhalt des früheren Geschehens nur ungenau wieder. Daher bleibt schwer nachvollziehbar, weshalb der „Spezialist für Partisanenbekämpfung“ Martin Bora auf Ermittlungen in „einfachen“ Mordfällen angesetzt wird. Zudem benennt Pastor Claus Graf Schenk von Stauffenberg als Vorbild für ihren Helden. Dieses Detail wirkt ebenso naiv wie ambivalent. Für sich genommen ist Kaputt Mundi ein solider und sehr atmosphärischer Kriminalroman mit engen historischen Bezügen. Sicher reicht Ben Pastors Deutschlanddebüt nicht an vergleichbare Romane wie Philip Kerrs Berlin Noir, Carlo Lucarellis Serie um Commissario De Luca oder Pavel Kohuths grandioses Romanwerk Sternstunde der Mörder heran. Auch diese Romane nähern sich „normaler Verbrechen“ in Zeiten noch größerer Verbrechen von verschiedenen Seiten aus an. Dennoch ist Pastors Roman, der stilistisch mit der Erzählweise des italienischen Neorealismus kokettiert, ein spannender und vielschichtiger Beitrag zu einem Genre, für das die Kriminalliteratur noch keinen Namen kennt. --Christian Koch Quelle:
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