Wer noch nicht zur Berndorf-Gemeinde gehört, könnte mit dieser Lesung seine Initiation erleben. Denn es handelt sich um einen spannenden Krimi, mit einem wirklich überraschenden Ende! Und dank des professionellen Sprecherteams mit einem hervorragenden Dietmar Bär um einen vorzüglichen Hörgenuss! Warum Jacques Berndorf alias Michael Preute zum meist gelesenen deutschen Krimiautoren wurde, ist hier sehr gut erkennbar: Seine Geschichten -- die scheinbare Idylle Eifel, in der sich Menschen hinter ihren Fassaden verstecken und vielleicht gerade deshalb zu grauenhaften Verbrechen fähig sind, vermischt mit der zwar nicht einfachen, aber sympathischen, vor allem authentisch wirkenden Protagonistenfigur Baumeister -- haben mittlerweile auch außerhalb der Eifel absoluten Kult-Status. Seit 1989, als er seinen ersten Roman Eifel-Blues veröffentlicht hat, ermittelt der Journalist Siggi Baumeister zusammen mit dem pensionierten Kriminalrat Rodenstock und dessen Freundin Emma. Die vorliegende Hörbuchfassung ist der fünfte Baumeister-Krimi zum Hören. Mit Dietmar Bär, dem die Rolle des Siggi Baumeister auf den Leib geschrieben scheint, und Günter Lamprecht, der einem breitem Publikum als Franz Biberkopf aus Fassbinders Berlin Alexanderplatz bekannt ist, als Kriminalrat a. D. Rodenstock, beide Tatort-Kommissare, wählte man zwei Sprecher, die mit dem Genre bestens vertraut sind. Auch wenn man zum ersten Mal in den Hörgenuss eines Eifel-Krimis kommt, fühlt man sich erstaunlich schnell in der ganz eigenen Atmosphäre um Siggi Baumeister zu Hause. Vielleicht liegt es an den hervorragenden Sprechern, neben den beiden Herren, sprechen Claudia Amm Emma, Sascha Icks Vera und K. Schauer die Tochter Baumeisters, vielleicht auch an der geschickten Verknüpfung von Menschen und Schicksalen, jedenfalls scheint die inszenierte Lesung für den spannenden Krimi um den Mord an der dreizehnjährigen Annegret wie gemacht. Die Stimmung der Story, in der aktuelles Zeitgeschehen geschickt eingebaut ist, die vielen Pannen bei den Ermittlungen, Baumeisters Recherchen für ein Hamburger Magazin, das Entsetzen über die Lügen und die Maskerade der Leute, die sich hinter einer heilen Welt verstecken, und über den Sumpf der Kommunalpolitik kommt hier deutlich rüber. Aber auch Baumeisters eigene Probleme mit seiner depressiven Verstimmung, seiner jüngsten Vergangenheit, in der ihn Vera verlassen hat, und seiner Alkoholkrankheit, die seine Familie zerstörte -- all das wird in der inszenierten Lesung greifbar zu Gehör gebracht. Die Dialoge z.B. der mit Veras Erzählung über ihre vermeintliche Liebesgeschichte beim LKA klingen authentisch und sorgen für Spannung auch jenseits des ‚Falls Annegret’. Nicht zuletzt trägt Baumeisters zeitgemäße, gesprochene Sprache, hervorragend von Dietmar Bär umgesetzt, zu dem Vergnügen, den der Krimi bietet, bei. Inszenierte Lesung mit Musik, Spieldauer: ca. 242 Minuten, 3 CDs. Mit Booklet. --culture.text, Christiane Gut Quelle:
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