Die Quandts sind die reichste Industriellen-Familie Deutschlands. Auf über 20 Milliarden Euro wird ihr Vermögen geschätzt. So bekannte Unternehmen wie BMW, Varta oder Milupa sind oder waren im Besitz des Clans. Trotzdem wusste man bisher nur wenig über diese außergewöhnliche Familie. Denn die Quandts scheuen die Öffentlichkeit und halten ihre Archive unter Verschluss. Dem Journalisten Rüdiger Jungbluth ist es jetzt gelungen, Licht ins Dunkel der Quandt'schen Familiengeschichte zu bringen. Er hat alle verfügbaren Quellen zusammengetragen und kritisch ausgewertet. Manche Familienmitglieder waren sogar erstmals zu Interviews bereit. Denn sie wussten, dass das Buch auch ohne ihr Einverständnis erscheinen würde. Jungbluth schlägt den Bogen zurück bis zu Emil Quandt, der 1880 im brandenburgischen Städtchen Pritzwalk mit einer Textilfabrik den Grundstein für den Aufstieg der kommenden Generationen legte. Sein Sohn Günther vergrößerte das Unternehmen nach Kräften. Aus Erstem Weltkrieg und Inflation ging er als Krisengewinnler hervor. Die Batterie-Fabrik AFA, die spätere Varta, wurde zum Kernstück seines Firmen-Imperiums. Als ebenso geschäftstüchtig erwiesen sich nach 1945 seine Söhne: Harald Quandt betätigte sich im Rüstungsgeschäft, Herbert Quandt übernahm Anfang der 1960er-Jahre die Aktienmehrheit am Autobauer BMW. Und mit Ehrgeiz und Geschick baute die Familie Vermögen und Einfluss immer weiter aus -- bis heute. Rüdiger Jungbluth verschweigt auch die Schattenseiten der Quandt-Story nicht. So musste sich alles Private stets dem Geschäftlichen unterordnen. Der Autor illustriert dies etwa an der wenig erfüllten und daher recht kurzen Ehe zwischen Günther Quandt und seiner zweiten Frau Magda, die ihren Mann nach einer Affäre verließ und später Josef Goebbels heiratete. Und für die Zeit des Dritten Reichs weist Jungbluth nach, dass der Quandt'sche Geschäftssinn auch mit einer gehörigen Portion Skrupellosigkeit einherging: Günther Quandt war nicht nur "einer der größten Rüstungsproduzenten im Reich des Adolf Hitler", sondern bereicherte sich auch durch den massiven Einsatz von Zwangsarbeitern und KZ-Häftlingen in seinen Firmen. Fazit: Rüdiger Jungbluth ist eine sorgsam recherchierte, kenntnisreiche und spannend zu lesende Darstellung über die Quandts gelungen: Wirtschaftskrimi, Familiendrama und erlebte Zeitgeschichte zugleich. --Christoph Peerenboom Quelle:
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