Benjamin R. Barber vertritt die These, dass zwei große, gegnerische Kräfte in der Welt heute am Werk sind: der grenzüberschreitende Kapitalismus und der aufsplitternde Fraktionalismus, und dass diese die zwei größten Gefahren für die Demokratie darstellen. Obwohl der Kapitalismus nur auf dem Boden von Demokratien auf das gegenwärtige Niveau hätte wachsen können, vertritt Barber den Standpunkt, dass der globale Kapitalismus dazu neigt, sich dem eigentlichen Begriff des Einzelnen als verantwortungsbewusstem Mitglied der Gesellschaft entgegenzustellen, des Menschen, der für sich selbst und mit seinen Mitmenschen entscheidet. Heutzutage ist die Art und Weise, wie wir denken, allzuoft das Ergebnis einer transnationalen Korporation (im zunehmenden Maße eine Medienkorporation), deren Zentrale anderswo liegt. Und obwohl Selbstbestimmung eines der fundamentalsten demokratischen Prinzipien ist, hat sie -- aus der Kontrolle geraten -- zu einem Tribalismus geführt (siehe Bosnien und Ruanda), von dem außer der örtlichen Machtelite praktisch niemand profitiert. Das Gegenmittel wäre, folgert Barber, überall daran zu arbeiten, die regierungs- und kommerzfreien Bereiche des Lebens wiederzubeleben -- er nennt sie "Bürgerbereiche" (zum Beispiel die Dorfwiese, freiwillige Verbände jeglicher Art, Kirchen, Gemeindeschulen) --, in denen wahrer Gemeinsinn gedeiht. Coca Cola und Heiliger Krieg ist eine Analyse des fundamentalen Konflikts unserer Zeit: konsumistischer Kapitalismus gegen religiösen und tribalistischen Fundamentalismus. Coca Cola und Heiliger Krieg bietet eine Linse, durch die wir die chaotischen Ereignisse der Welt nach dem Kalten Krieg begreifen können. Benjamin R. Barber vertritt den Standpunkt, dass man, wenn man nur den Wirtschaftsteil der Tageszeitung liest, davon überzeugt wäre, dass sich die Welt im zunehmenden Maße vereint, dass die Grenzen im zunehmenden Maße durchlässiger werden und dass Firmenfusionen die Welt nach und nach zu einem einzigen internationalen Markt verbinden. Wenn Sie sich aber nur mit der Titelseite befassen, wären Sie von genau dem Gegenteil überzeugt: dass die Welt zunehmend durch Brudermord, Bürgerkrieg und die Zersplitterung von Nationen auseinandergerissen wird. Barber liefert eine einzige Karte, die diese beiden Seiten der selben Münze vereint, und führt überzeugend vor, dass es ein Widerwille gegen die Demokratie ist, den Kapitalismus und Fundamentalismus gemein haben. Denn beide, jeder auf seine eigene Art, versuchen, den Nationalstaat als solchen zu überwinden -- der bisher der einzige Garant der Zustände war, die ein Gedeihen der Demokratie ermöglicht haben. Die Demokratie, so Barber, könnte möglicherweise Opfer eines Angriffs mit zwei Spitzen werden: durch einen wildwuchernden Kapitalismus, dessen wesentliche Antriebskraft nihilistisch ist und der auf der Suche nach Gewinnmaximierung auf Kosten jeglicher moralischer, religiöser oder spiritueller Tugenden im Kern zerstörerisch auf traditionelle Werte wirkt; und durch religiöse, tribalistische und ethnische Fanatiker, deren verschiedene Credos durch Intoleranz und eine Wut gegenüber den anderen gekennzeichnet sind. Das Paradoxe im Kern dieses kühnen Buchs ist die Tatsache, dass die Tendenzen von Coca Cola und Heiliger Krieg beide am Werk sind, manchmal im selben Land und im selben Augenblick. Der Heilige Krieg verfolgt eine blutige Politik der Identität, während Coca Cola eine unblutige Profitwirtschaft verfolgt. Durch Unterlassung zu Coca Cola gehörend, ist jeder gezwungen, sich dem Heiligen Krieg zu verpflichten. Aber dann gibt es keine Bürger mit Gemeinsinn mehr. Und wie, fragt Barber, kann es ohne Bürger mit Gemeinsinn Demokratie geben? Quelle:
|