Mit Münchner Boden unter den Füßen, war es ihm, als sei er im Himmel. So erging es dem Engel Aloisius von Ludwig Thoma. Ob die bayerische Landeshauptstadt dem Himmel auf Erden tatsächlich nahe kommt -- dem spürt jetzt Barbara Bronnen nach. Beste Voraussetzung: Die Wahl-Münchnerin liebt ihre Stadt. Dazu gehört auch, ihre Schwächen zu kennen. Die Autorin erzählt vom neumodern-altbayerischen Bärlauch-Pesto auf dem Viktualienmarkt, dem „Bauch von München“. Auch leckere Kochrezepte sind im Buch zu finden. Um Georg Nockher und dessen Berg-Wirtshaus dreht es sich. Auch um Architekturgeschichte, Münchens aristokratische Seele sowie pittoreske Umgebung. Oder um die große Verlagsstadt München. Und ums Oktoberfest, der bayerischen Demonstration dafür, „dass man an Hergebrachten festzuhalten wild entschlossen ist“. Bei den Alteingesessenen konstatiert Barbara Bronnen eine „Mischung aus Ruppigkeit, Charme und ungezogener Muffigkeit“. Und das ist ein scharfes Urteil. Thematisiert wird zudem, wie Einheimische Ludwig II. verehren. Das ist wiederum paradox, denn der so genannte Märchenkönig hasste bodenständige Geselligkeit, liebte schöne Knaben, eiferte dem französischen Sonnenkönig nach -- und Bayern verlor 1871 unter ihm seine Unabhängigkeit. Bronnen schreibt über München in Briefform. Konkret will Sie ihren Liebsten -- einen Norddeutschen -- vom Liebreiz der blauweißen Metropole überzeugen. Von Beginn an ist die Lesereise durch München sehr persönlich und poetisch. Bis zum Schluss bleibt Bronnen ihrem Stil treu. Erfahrenes wird so intensiv präsentiert, dass es sich nicht immer zu Bildern verdichtet -- vor allem, wenn man noch nie in München war. Barbara Bronnen ist nicht in München aufgewachsen. Und das ist gut so. Zwar irrt die Autorin bei Kleinigkeiten, schreibt fälschlicherweise, der Starnberger See sei Bayerns größter. Im Großen und Ganzen sind Blick und Urteil klar. Keine Überraschung, denn überall erkennen aufgeschlossene Zugereiste das Besondere einer Stadt besser als verbohrte Einheimische, die das Besondere für alltäglich halten. Herausgekommen ist deshalb ein nettes Geschenk von Barbara Bronnen, auch ein prima Geschenkbuch -- nicht nur wegen des schönen Schubers. --Herwig Slezak Quelle:
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