Von Feinschmeckern geliebt, von vielen Köchen gefürchtet, aber von allen kulinarisch Interessierten gleichermaßen sehnsüchtig erwartet: Der Gault Millau gibt in seiner aktuellen Deutschlandausgabe wieder einen aktuellen und wichtigen Überblick über die heimische Gourmetszene, mit der es -- so der Grundtenor -- nicht unbedingt zum Besten steht. Wo’s hakt, das zeigen spritzige, pointierte und mitunter bitterböse Kritiken auf. In sehr ausführlichen Beschreibungen wird einfallsloser Mainstream gnadenlos gegeißelt -- und andererseits kreative und mutige Küche gelobt. Angenehm: Die schärfsten Kritiker des Landes können selbst gut mit Kritik umgehen. In der Gault-Millau-Ausgabe 2005 noch tadelte u.a. die Amazon.de-Redaktion das Fehlen von Bildern im Hauptteil. Und siehe da: In der Ausgabe 2006 lockern mehr als 400 Farbfotos die Testergebnisse zu den 1.115 Restaurants auf. Das macht den meistzitierten Gastrokritiker der Republik ansehnli-cher. Von Hotelfotos ist jedoch keine Spur. Aber die auf dem Cover angekündigten 420 Hotelempfehlungen sind ohnehin bestenfalls als „Nachspeise“ zu betrachten, nehmen sie doch von insgesamt rund 900 Seiten gerade einmal 100 ein. Als gewichtigeres Text-Dessert ließe sich das im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbesserte Beibuch „Wellbeing Guide 2006“ bezeichnen, das ausgewiesene Beauty-, Spa- und Wellness-Hotels im deutschsprachigen Alpenraum vorstellt. Allerdings ist hier nach wie vor Vorsicht geboten, denn es sind längst nicht alle wichtigen Wohl-fühltempel erfasst und getestet. Vielmehr gilt hier die Devise: Nur wer zahlt, wird erwähnt. Dieses Prinzip konnte sich zum Glück im Restaurantteil noch nicht durchset-zen. Die 287.600 Euro Spesen, die bei den anonymen Testessen anfielen, werden daher mit Werbeseiten refinanziert. Dass diese dann wie beim Vorwort optisch nicht immer geglückt eingestreut werden, muss man den Machern nachsehen. Dafür wird der Leser mit einer geographischen Karte entschädigt, in der die Spitzen-gastronomie schnell verortet werden kann. Das ist bei einer Restaurantauflistung nach Orten und nach dem Schema A-Z besonders wichtig. Denn so erfahren Frank-furter Feinschmecker schnell, dass sie auch mal im Kapitel Dreieich oder Hofheim nachblättern sollten, dito die Münchner unter Pöcking, Sachsenkam oder Glonn. -- Christian Haas Quelle:
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