Für Leserinnen und Leser, die ihre spitzen Zähne nur gelegentlich in einen Band der Vampir-Chroniken von Anne Rice schlagen, wird die Serie als Ganzes immer unübersichtlicher. Deshalb ist es erfreulich, dass in Blut und Gold einmal mehr eine der zentralen Gestalten dieser Welt die Bühne betritt und ihre Lebensgeschichte erzählt: Marius, Hüter des königlichen Paars der Vampire. Und was für eine Geschichte das ist! Einst von Druiden entführt und zu einem Gott des Blutes gemacht, wird Marius zu einer glänzenden Figur im alten Rom, dessen Untergang er miterlebt. Immer wieder muss er sich in den folgenden Jahrhunderten einem neuen Umfeld und neuen Gesellschaftsformen anpassen, immer wieder verliert er sein Herz und zerbricht fast über dem schließlichen Verlust seiner Geliebten. Seine gemeinsame Zeit mit Pandora kennen wir bereits aus ihrer Sicht -- jetzt schildert Marius seinen Blick auf die Ereignisse. Nicht weniger dramatisch entwickelt sich sein Verhältnis zu der schönen Bianca, und auch seine Begegnung mit dem von Selbstzweifeln zerrissenen Armand bleibt nicht folgenlos. Blut und Gold ist eine Reise durch die Historie der Menschheit, erzählt von einem, der nicht dazugehört, der sich seines Andersseins und seiner Überlegenheit nur allzu bewusst ist. Die Stärken des Romans liegen in den Schilderungen der Schauplätze, seine Schwächen in der von der Autorin bereits des Öfteren genutzten Ich-Perspektive eines mächtigen Vampirs. Leser der ganzen Serie werden auf so manche faszinierende Enthüllung stoßen. Aber auch wer bisher nur den ein oder anderen Rice-Schmöker gekostet hat, wird hier den Überblick nicht verlieren: Die Königin der Vampirliteratur weiß einmal mehr zu überzeugen. --Felix Darwin Quelle:
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