In Terry Pratchetts Kleine freie MĂ€nner ist alles, wie es immer war im Roman-Universum des 57-jĂ€hrigen britischen Autors, nĂ€mlich: alles anders. Hier prasseln Sommerregen nieder, die nicht wissen, dass sie welche sind, und deshalb daherkommen wie WinterstĂŒrme. Mitten drin sitzen Wesen mit skurrilen Namen wie FrĂ€ulein Perspicazia Tick und erforschen das Universum, ohne etwas vom miserablen Wetter mitzukriegen, denn âHexen trocknen schnellâ. Und da gibt es seltsame Geschöpfe, die sich Trome nennen und denen es nicht ausreicht, im Traumreich einer phantastischen MĂ€rchenwelt zu existieren, weil sie noch traumatischer sind: Sie schleichen sich in die TrĂ€ume der Bewohner ein, um sie darinnen wie in einem SeifenblasenkĂ€fig einzuschlieĂen. Diese Erfahrung macht auch Tiffany, das Bauernkind, das viel lieber Hexenmeisterin geworden wĂ€re, als daheim von den Eltern zum KĂŒhe hĂŒten abkommandiert zu werden. Doch dann wird ihr Bruder Willwoll von der Feenkönigin geraubt, und Tiffany stolpert im benachbarten Feenland in dunkle Abenteuer, bei dem sie ZauberkrĂ€fte bestens gebrauchen könnte. Und dabei spielen Trome und Augenwischereien ebenso eine Rolle wie die Erkenntnis der eigenen StĂ€rke. Was eigentlich ist Terry Pratchetts Scheibenwelt-Roman Kleine freie MĂ€nner? Ist er ein MĂ€rchen, wie der Untertitel suggeriert? Ist er ein neues Fantasy-Epos, eine Parodie darauf, oder beides? Ein ernst zu nehmender Entwicklungsroman ĂŒber ein MĂ€dchen auf dem Weg zur Frau? Oder das genaue Gegenteil, ein komischer Roman, der alle ĂŒberkommenen Klischees der Gattung ad absurdum fĂŒhrt? Eigentlich ist es mĂŒĂig, sich diese Frage zu stellen. Denn Kleine freie MĂ€nner ist tatsĂ€chlich alles und nichts von alledem. Er spielt sozusagen auch literarisch in einer unerreichten Parallelwelt, in der sich nur Pratchett umtun kann und darf. Und das tut der Autor einmal mehr mit einer Phantasie und einem Sprachwitz, der jeden Satz zum reinen VergnĂŒgen macht. Nicht nur fĂŒr Scheibenwelt-Fans geeignet, sondern fĂŒr alle Leser auf der Suche nach kultigem Lesestoff. --Stefan Kellerer
Die letzten sechs Scheibenwelt-Romane auf einen Blick Weiberregiment | NachtwÀchter | Maurice, der Kater | Wahre Helden | Der Zeitdieb | Die volle Wahrheit | Quelle:
|