Alle Jahre wieder beschert uns die Heyne-Science-Fiction-Reihe einen umfangreichen Sammelband mit lĂ€ngeren ErzĂ€hlungen unterschiedlicher Autoren. Seit 20 Jahren wĂ€hlt Wolfgang Jeschke hier Geschichten aus, die fĂŒr Einsteiger geeignet sind, aber auch Kennern immer wieder Ăberraschungen bieten. FĂŒr den Jahresband 2000 hat er sich etwas ganz besonderes ausgedacht. Dieses Buch bietet die Essenz aus 40 Jahren Science Fiction bei Heyne: 10 Novellen und Kurzromane aus dem anglo-amerikanischen Raum, von den frĂŒhen 50er bis in die spĂ€ten 80er Jahre, beispielhaft fĂŒr ihre Zeit, sowohl in inhaltlicher als auch in stilistischer Hinsicht. Den Anfang macht Walter M. Miller, der mit seinem Hauptwerk Lobgesang auf Leibowitz auf einen Schlag berĂŒhmt wurde. In "Bedingt menschlich" aus dem Jahr 1952 setzt er sich mit dem menschlichen Fortpflanzungsverhalten auseinander. Mögen die wissenschaftlichen Details auch nicht mehr ganz taufrisch sein, die Auseinandersetzung um Ăberbevölkerung und Selbstbestimmung ist immer noch brennend aktuell. Ein weiterer Höhepunkt ist zweifellos "Zikadenkönigin" von Bruce Sterling, eine ErzĂ€hlung aus seinem Schismatrix-Universum. Die Auseinandersetzung zwischen genmanipulierten RevolutionĂ€ren und hochtechnisierten Aristokraten könnte brisanter nicht sein. SĂ€mtliche Shaper/Mechanist-Texte finden sich in Schismatrix Plus. Man mag mit dem begeisterten AufzĂ€hlen gar nicht aufhören. "Sandkönige" von George R.R. Martin zeigt mit groĂer Deutlichkeit, dass man auch mit exotischen Haustieren nicht allzu sehr angeben sollte. In "Brandwache" von Connie Willis erleben wir die Bombardierung Londons im 2. Weltkrieg aus der Sicht eines Zeitreisenden, der den St. Pauls-Dom vor ĂŒberspringenden Funken schĂŒtzen soll. "Van Goghs unvollendetes PortrĂ€t des Königs der Schmerzen" von Ian McDonald bietet eine ĂŒberzeugende ErklĂ€rung fĂŒr den zunehmenden Wahnsinn, der sich dieses Malers wĂ€hrend der letzten Jahre seines Lebens bemĂ€chtigte. Und nicht zuletzt beweist jede einzelne ErzĂ€hlung, dass Science Fiction als ernstzunehmende literarische Gattung keine Vergleiche scheuen muss. Denn: Wo sonst findet man einen solchen Ideenreichtum, eine solche Vielfalt aller möglichen (und unmöglichen) Welten, schlicht und einfach so viele spannende Geschichten? --Felix Darwin Quelle:
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