Das kleine Städtchen Breda scheint wie geschaffen für dringend benötigte Erholungspausen: freundliche Einheimische und ein Komforthotel nebst angrenzendem Naturschutzgebiet. Die junge, attraktive Malerin Gloria nutzt ein freies Wochenende und flieht vor dem Tumult der Großstadt Madrid dorthin. Einerseits möchte sie die Wandzeichnungen in einer abgelegenen Höhle noch einmal genauer betrachten, andererseits will sie ihre Beziehung zu dem Anwalt Marcos Anglada grundsätzlich überdenken. Kurze Zeit später wird sie auf einem Waldweg tot aufgefunden. Die Tatwaffe, ein Schäfermesser, steckt ihr noch in der Gurgel. Die Polizei ist ratlos angesichts dieses scheinbar unmotivierten Mordes. Glorias Freund Marcos hat wenig Vertrauen in die beamteten Gesetzeshüter und engagiert einen Privatdetektiv, den ortsansässigen Ricardo Cupido. Anfangs weisen alle Spuren auf einen Täter im intimen Umfeld der jungen Frau hin. Doch dann geschieht ein zweiter Mord, der Cupidos Vermutungen ad absurdum führt. Landflucht ist angesagt. War bis vor kurzem noch die Großstadt ausschließliches Wirkungsfeld abgebrühter Privatdetektive, entdecken Krimiautoren in den letzten Jahren das verbrecherische Potenzial der Provinz. Nach dem Sizilien Andrea Camilleris und der Provence Pierre Magnans geht die Reise jetzt in das spanische Estremadura, eine touristisch noch unerschlossene Gegend. Eugenio Fuentes gelingen großartige Landschaftsbeschreibung, Farben, Geräusche und Gerüche überwältigen den Leser fast auf jeder Seite. Die Krimihandlung dagegen ist zwar gekonnt konstruiert, aber nur mäßig originell, und Cupido, der mit seinen 35 allzu drastisch auf eine Midlife-Crisis zusteuert, ist eine eher blasse Hauptfigur. Vergleichbares findet sich weit überzeugender in George Simenons Sonnntag, der dafür nur knapp die halbe Seitenzahl benötigt. Keine Frage: Spanienfans werden an diesem Roman ihre helle Freude haben. Routinierte Krimileser kommen eher weniger auf ihre Kosten. --Hannes Riffel Quelle:
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