Leider werden die Übergänge zwischen den verschiedenen Lebensphasen heutzutage immer weniger bewusst erlebt und gestaltet, wodurch Krisen und Krankheiten entstehen. Das berühmte Gedicht Stufen von Hermann Hesse, das dem Buch vorangestellt wurde, enthält an zwei Stellen Anregungen für den heilsamen Umgang mit Lebenskrisen. Die letzte Zeile mit der schwungvollen Aufforderung "Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!" verweist auf die Notwendigkeit des Loslassens von vertrauten und bewährten Verhaltensmustern, wenn eine neue Lebensphase beginnt. Im oft zitierten Satz "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, der uns beschützt und der uns hilft zu leben" ist die therapeutische Kraft des Anfangszaubers angesprochen, der mit entsprechenden Ritualen unterstützt werden kann. Ruediger Dahlke, der erfahrene Arzt und Therapeut, bezeichnet Rituale als "Schlüssel zu neuen Lebensabschnitten" und schlägt für all die großen und kleinen Übergänge im Leben passende Übungen und Handlungsabläufe vor. Bereits beim Umgang mit Kleinkindern bewähren sich "kleine Rituale statt großer Machtproben", wenn es um problematische Situationen wie Schlafengehen, Essen und Sauberwerden geht. In der Pubertät können "Rituale zur Suchtvermeidung" hilfreich sein. Während es in allen Kulturen reichlich Hochzeitsrituale gibt, fehlt Vergleichbares noch für die Scheidung. Daher sammelte der Autor dazu einige Ideen: feierliches Abnehmen der Ringe, gemeinsam einen Knoten lösen usw. Ganz wichtig bei allem ist das Verständnis der geistigen und symbolischen Zusammenhänge. So erfahren wir einiges über uns selbst, wenn wir etwa beim Thema Lebensmitte uns zunächst in anderen Mitte-Situationen erforschen (Tagesmitte, Urlaubsmitte, Umkehrzeitpunkt bei Wanderungen). Das leicht lesbare Buch knüpft an Alltagserfahrungen an, vermittelt kulturgeschichtliches Wissen und bietet psychologisch fundierte Lebenshilfe. --Stephan Schmidt Quelle:
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