"Skelette einer weiblichen Person... und eines Babys...", gefunden auf Londons "letzter Kriegsruine". Kein Fall wie jeder andere für Inspektor Jury, zumal sein todkranker Kollege Haggerty hinter allem eine spektakuläre Geschichte vermutet. Spannung, die in die Tage des letzten Weltkriegs entführt. Eine mit 480 Seiten durchaus lange Geschichte, die ruhig erzählt, bestens konstruiert und haarscharf durchdacht ist und die mit der Präzision einer tickenden Zeitbombe zielstrebig ihrem Ende entgegen läuft. Natürlich ahnt man früh etwas, da fallen Namen, Mutmaßungen, Andeutungen, da drängt sich schnell ein Verdacht auf und man kombiniert, zählt eins und eins zusammen und doch kommt es ganz anders. Die fast sture Konsequenz im Erzählstil schafft eine stetige Dramatik, die knebelt und wirklich erst auf der vorletzten Seite wieder durchatmen lässt. Wohl temperiert und doch nervenaufreibend, stilistisch gleichbleibend distanziert und doch verflixt spannend. Die eine Tote ist Alexandra Tynedale, Brauerei-Tochter; das tote Baby angeblich Erin Riordin, das Kind ihres Kindermädchens. Als Alexandras eigenes Kind aber tritt Maisie auf, mittlerweile eine attraktive Frau, in den Fünfzigern und: reich, sehr reich. Aber auch das Kindermädchen lebt noch, Mrs. Riordin. Welche dubiose Rolle spielt sie? Der Fall könnte etwas Märchenhaftes von Aschenputtel an sich haben, wäre er nicht so fesselnd und brutal verbunden mit Mord und Verbrechen. Die Spurensuche beginnt in den Jahren des Zweiten Weltkriegs, eine intensive Recherche in einem Verbrechen, das bis in die übernächste Generation seine Tentakeln ausstreckt. Ob es besser wäre, "die alten Geschichten ruhen zu lassen", fragt ein Kollege den anderen? Gott sei Dank nicht, es wäre schade um einen guten Kriminalroman gewesen! --Barbara Wegmann Quelle:
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