Am 19. April 1980 ereignete sich in Paris etwas heute Unvorstellbares: Ein Leichenzug von 50.000 TrauergĂ€sten geleitete einen Philosophen zu seiner letzten Ruhestatt. Freilich nicht irgendeinen: FĂŒr viele war Jean Paul Sartre, wie es im Untertitel zu Bernard-Henri LĂ©vys grandioser Biografie ganz richtig heiĂt, der Philosoph des 20. Jahrhunderts. Und so begruben viele der Trauernden mit dem groĂen Philosophen wohl zugleich auch den groĂen Aufbruch der Philosophie, fĂŒr den der französische Existenzialismus im Allgemeinen und Sartre im Besonderen stand wie sonst keiner. Die Teilnehmer an dem Leichenzug, deren Trauer nicht nur dem Philosophen galt, sondern zugleich auch dem erwĂ€hnten Aufbruch der Philosophie selbst, sollten Recht behalten: In den gut 20 Jahren, die seit diesem unvergesslichen und bewegenden Apriltag vergangen sind, ist nĂ€mlich etwas geschehen, was damals unvorstellbar war: Sartre und der französische Existenzialismus sind zu Beginn des 21. Jahrhunderts beinahe vergessen -- zumindest auĂerhalb besonderer philosophischer Zirkel. Und schon gar nicht redet man von ihm mit dem Enthusiasmus, mit dem vor allem die Jugend damals der Philosophie, dieser Philosophie, man muss sagen: huldigte. Bernard-Henri LĂ©vy, selbst lange einer der brillantesten Kritiker Sartres, hat dem groĂen französischen Schriftsteller und Denker zu dessen 20. Todestag (die von Petra Willim nun glĂ€nzend in Deutsche ĂŒbersetzte Originalausgabe erschien im Jahr 2000) eine Biografie geschenkt, wie sie einem solch groĂen Mann des Geistes gebĂŒhrt. Und gerecht wird Sartre dieses Werk, weil es nicht nur bloĂe Biografie, sondern selbst ein StĂŒck Philosophie ist: Philosophie vom Leben und vom Tod des Geistes, von Kritik und Gerechtigkeit. --Andreas Vierecke Quelle:
|