Auch im deutschsprachigen Raum hat Vinge mit diesen beiden Romanen eine große Leserschaft gefunden. Das macht es dem Heyne Verlag möglich, nun mit Die Tiefen der Zeit einen umfangreichen Sammelband seiner Kurzgeschichten und Novellen vorzulegen -- eine Seltenheit in dieser von dicken Romanen besessenen Zeit. Und Vinge erweist sich einmal mehr als vielseitiger und kluger Autor, der auch die Möglichkeiten der kürzeren Formen zu nutzen weiß.

Zwei herausragende Beispiele, die für viele stehen sollen: “Die Plapperin” -- ein “erster Testflug ins Universum meiner Romane”, wie Vinge selbst schreibt -- erzählt die Geschichte eines Planeten, der mit einer weit höher entwickelten Zivilisation konfrontiert wird, und was das für Folgen für seine Bewohner hat. Dieser Kurzroman kann als beispielhaft für Vinges Beschäftigung mit dem Phänomen so genannter “Singularitäten” gelten. “Wahre Namen” wiederum gilt als die vielleicht erste “Cyber”-Geschichte, die viele Aspekte des damals erst heraufdämmernden Computerzeitalters vorwegnimmt. Vinges Voraussagen -- bis hin zur Sprache heutiger Computerspieler -- sind so exakt, dass es einem geradezu einen Schauer den Rücken hinunterjagt.

Nicht verschwiegen werden soll, dass Vinge hinsichtlich seines Stils und der Zeichnung seiner Figuren manchmal ein wenig zu wünschen übrig lässt -- eine Eigenschaft vieler SF-Autoren, deren Schwerpunkt auf naturwissenschaftlicher Extrapolation liegt. Trotzdem ist Die Tiefen der Zeit ganz klar ein Highlight des Genres und Vinge einer der wirklich genialen Propheten der Sciene Fiction. Wer Simmons, Hamilton und Stross zu schätzen weiß, wird in diesem Bücherfrühling kaum besseren Lesestoff finden. --Helge Basler
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