Eine einsame Gondel gleitet die Kanäle eines abgelegenen Stadtviertels von Venedig entlang. An Bord befinden sich zwei Mädchen, die einem ungewissen Schicksal entgegenfahren. Der berüchtigte Spiegelmacher Arcimboldo hat Merle und die blinde Junipa aus dem Waisenhaus holen lassen und nimmt sie bei sich als Lehrlinge auf. Seine Werkstatt liegt am Kanal der Ausgestoßenen, wo die beiden Waisenkinder von der Haushälterin Unke in Empfang genommen werden. Unke begrüßt sie freundlich, aber warum trägt sie eine Maske, die ihre untere Gesichtshälfte verdeckt? Und warum steigt sie nachts heimlich in den tiefen Brunnen im Innenhof hinab? Das Venedig in Die fließende Königin entspricht nur teilweise der Stadt, wie wir sie kennen. Gardesoldaten auf steinernen, fliegenden Löwen patrouillieren durch die Straßen und Kanäle, die Stadt wird von den Truppen des wieder geborenen Pharaos belagert, und die Geschichtsbücher berichten von einer Expedition, die auf ein unterirdisch lebendes Volk gestoßen ist. Für Merle ist all dies völlig normal. Sie möchte einfach nur ihre Arbeit zur Zufriedenheit der Erwachsenen bewältigen und Junipa eine gute Freundin sein. Doch eines Nachts belauscht sie ein Gespräch, das für das Schicksal Venedigs von einschneidender Bedeutung ist, und mit Entsetzen muss sie feststellen, dass nur sie die Stadt retten kann. Die fließende Königin ist der erste Band einer Trilogie voller Magie und fantastischer Geschöpfe. Kai Meyer kommt ganz ohne gängige Märchenklischees aus und führt seine Leser an der Seite der tatkräftigen Heldin Merle durch eine abenteuerliche Welt, die origineller und farbenfroher nicht sein könnte. Beeindruckend ist die Einfühlsamkeit, mit der er seine weiblichen Hauptfiguren zeichnet. Wer bisher der Meinung war, dass es an deutschsprachigen Autoren fehlt, die der Autorin von Harry Potter und anderen Kollegen das Wasser reichen können, wird eine Überraschung erleben. Und ungeduldig die Tage bis zum Erscheinen von Band zwei zählen. --Hannes Riffel Quelle:
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