Restaurants, Kinofoyers, Tankstellen, Drugstores und menschenleere Straßenecken -- Edward Hopper (1882-1967) bevorzugte alltägliche Sujets. Seine Bilder von urbaner Tristesse und in sich gekehrten Menschen strahlen eine eigenartige Melancholie aus und prägen doch unsere Vorstellung vom amerikanischen Lebensgefühl. Noch heute gilt Hopper als der bekannteste realistische Maler der USA. Dabei verleugnete er selbst nie die europäischen Wurzeln seiner Arbeiten: In den Jahren von 1906 bis 1910 war er mehrmals nach Paris gereist, wo ihn besonders die Darstellung des Lichts in der impressionistischen Malerei nachdrücklich beeinflußte. Große Resonanz fanden seine Arbeiten in den Vereinigten Staaten seit Anfang der 50er Jahre, als ihm das Whitney Museum in New York eine umfangreiche Retrospektive widmete. Als Reaktion auf die zunehmende Dominanz der abstrakten Malerei in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg trat er 1953 der Reality Group bei, als deren Kopf er bald agierte. Ohne sein Wirken und sein intensives Protegieren der gegenständlichen Malerei wäre der Erfolg der Pop Art so nicht möglich gewesen. Die Kunsthistorikerin Gail Levin hat für diese Biographie die einzelnen Stationen des Werdegangs Hoppers en détail rekonstruiert. Dabei stützte sie sich vor allem auf die Aufzeichnungen seiner Lebensgefährtin und Ehefrau Josephine Verstille Nivison. Sie hat während ihres 40 Jahre langen Zusammenlebens ausführlich und oft zum Unmut Hoppers Tagebuch geführt. Dadurch erfährt man Interessantes über die Arbeitsweise Hoppers und die Entstehung so berühmter Bilder wie "Nighthawks". Außerdem entfaltet sich hier der zweite Plot dieses Buches: Die Geschichte der Amour fou zwischen dem erfolgreichen, aber im persönlichen Umgang äußerst schwierigen Maler und der lebenslustigen und kommunikationsfreudigen Josephine. Selbst Künstlerin förderte sie die Arbeit Hoppers mit allen Kräften, stand ihm immer wieder Modell und inventarisierte seine Bilder, litt aber sehr unter seiner Dominanz. Eine Biographie, die sich liest wie ein großer Roman. Einziges Manko sind die schwarz-weiß Abbildungen, durch die Hoppers Bilder viel von ihrer eigentümlichen, melancholischen Aura verlieren. --Doris Lösch Quelle:
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