Dramatische Verstrickungen: da spielt sich ein Verbrechen ab und die Polizei übersieht den wichtigsten Hinweis. Irma ist vom Leben enttäuscht, vom Mann und schließlich bei der Begegnung mit dem jungen Andreas von allen guten Geistern verlassen. Mit erfrischender und ansteckender Erzählfreude springt Karin Fossum mitten ins Geschehen und reißt den Leser gleich mit. Keine zig Seiten, ehe die Gänsehaut erwacht, keine langatmigen Einführungen. Direkt und geradewegs geht es in die verhängnisvolle Geschichte. Unterschiedliche Perspektiven in kurzen Passagen, das wirkt wie fotografische Blenden, kurze Einblicke in Szenen, mal rückblickend, mal in der Gegenwart, ohne dass dabei Chaos oder Verwirrung entstehen. Irma ist die Icherzählerin, zu ihr und all dem, was man schon frühzeitig ahnt, baut man ein besonderes Verhältnis auf. "Ich heiße Irma. Und jetzt rede endlich ich", sagt sie zu Beginn und fast hört es sich an wie eine Lebensbeichte. Seite um Seite blättert sich nicht nur die Dramatik des Geschehens auf, so, als stapelte man Hölzchen beim Packeselspiel. Seite um Seite wird insbesondere die Hauptfigur Irma immer schillernder, deutlicher, runder. Dass da auch noch ein Kommissar samt Assistent auf 260 Seiten ermitteln, das scheint fast nebensächlich zu werden. Aber keine Bange: Kommissar Sejer bleibt der, den man aus anderen Romanen der Autorin kennt, sympathisch, klug, manchmal einsilbig. Die Norwegerin, mit allen Wassern gewaschen und allen wichtigen Krimipreisen ausgezeichnet, sie hat ihren schon in viele Sprachen übersetzten Romanen einen weiteren ausgezeichneten Thriller hinzugefügt, der sich so leicht liest und doch ein Meisterwerk aus genialen Details ist. "Er lebt wohl nicht mehr lange", sagte sie. Ihre dünnen Lippen fingen an zu zittern" -- und das auf Seite zwei! --Barbara Wegmann Quelle:
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