Sechzig Jahre nach Kriegsende gehören sie selbst bereits zur Großelterngeneration: die Kinder der deutschen Besatzer überall in Europa. Unmittelbar nachdem Ebba Drolshagen ihren bewegenden Band über Die Wehrmachtskinder vor allem in Nord- und Osteuropa vorgelegt hat, lassen Jean-Paul Picaper und Ludwig Norz einen nicht minder traurigen Bericht über das Schicksal der französischen Kinder der Schande folgen. Kinder also, deren Vater ein deutscher Besatzer und deren Mutter eine Französin war -- sich also mit einem Kriegsfeind eingelassen hatte. Vielen in dieser "Schande" Geborenen "schlägt immer noch das Herz bis zum Hals, wenn sie über ihr Geburtsjahr oder die Identität ihres Vaters Auskunft geben sollen". Die Idee zu diesem Buch kam Picaper, als er auf einen von ihm verfassten Zeitungsartikel hin, der von dem Schicksal eines Deutschen handelt, der viele Jahre nach dem Krieg die Identität seines amerikanischen Vaters gelüftet hatte, Post von einem Mann erhielt, dessen Mutter Französin und dessen Vater Deutscher gewesen war. Picaper solle doch auch einmal über das Schicksal der vielen tausend Menschen berichten, die aus einer solchen Verbindung hervorgegangen seien. Dem Autor wurde schnell bewusst, dass für dieses Thema ein Zeitungsartikel kaum hinreichen würde. Und in der Tat: Die soziale Ächtung, die nicht nur die als "Deutschen-Huren" gebrandmarkten Mütter dieser Kinder, sondern eben auch die Kinder selbst erfuhren, verdient nicht nur aus zeithistorischen Gründen Aufmerksamkeit. Die Lebensberichte dieser "Bastarde" geben äußerst ernüchternd Auskunft auch über die Natur des Menschen, das heißt konkret darüber, mit welcher (seelischen) Grausamkeit und mit welcher Lust Opfer Rache nehmen an Unschuldigen -- in diesem Fall an Kindern. Denn an was ist der Mensch unschuldiger als an seiner Herkunft? Ein wichtiges Buch, das die Sinne schärft! --Hasso Greb Quelle:
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