Die Reihe der Rowohlt-Monographien ist ein Klassiker auf dem deutschen Buchmarkt. Das verdankt sie einem so einleuchtenden wie streng durchgehaltenen Konzept: Die Bücher sind billig und enthalten auf kleinstem Raum alle wichtigen Daten zu Leben und Werk der jeweils porträtierten Persönlichkeit. Dabei sollen sie gleichzeitig einen Überblick über die wichtigste Literatur und den aktuellen Forschungsstand bieten -- eine Art Appetitanreger zu weiterer Lektüre. Die Kombination aus Preis, Kürze und Vollständigkeit und eine nahezu unübersehbare Vielzahl von Titeln hat aus den kleinen Taschenbüchern längst unentbehrliche Begleiter durch den Schul- und Universitätsalltag gemacht. Die große Titelvielfalt ist aber auch ein Fluch -- sie macht die redaktionelle Betreuung der Reihe zu einem Mammutprojekt. Die Qualität der einzelnen Bändchen ist infolgedessen sehr unterschiedlich -- sie schwankt zwischen anspruchsvollen Essays und verirrten Seminararbeiten. Lothar Fischers Einführung in Leben und Werk von Max Ernst wurde speziell für die Reihe geschrieben, ist also kein Abfallprodukt aus dem Universitätsbetrieb. Der Text stammt jedoch aus dem Jahr 1969, also aus einer Zeit, als der Künstler noch am Leben war. Da der Text unverständlicherweise seither offenbar nicht revidiert wurde, bleiben das Alterswerk Ernsts und seine letzten Lebensjahre im Dunkeln. Außerdem stößt man immer wieder auf reichlich betagte Diskussionen und Literaturhinweise. Immerhin sind die Literaturliste und die tabellarische Übersicht der wichtigsten Ausstellungen auf dem neuesten Stand. Ansonsten erfüllt der Band, was man von einer derart gedrängten Darstellung erwarten kann: Er zeichnet in chronologischer Ordnung kurz und knapp den Lebensweg des Künstlers und seine Laufbahn nach. Fischer konzentriert sich vor allem auf Ernsts Werkentwicklung und verzichtet auf nähere Einzelheiten zu Charakter und Privatleben des Künstlers. Viele der Werke sind dem Text in Abbildung beigefügt -- daß sie durchgehend schwarz-weiß sind, ist bedauerlich, aber bei dem geringen Preis der Rowohltbändchen verzeihlich. Wer nähere Bekanntschaft mit Max Ernsts humorvoller und hochironischer Bilderwelt machen will, wird sich ohnehin noch andere, üppiger ausgestattete Schau- und Lesebücher besorgen. --Christian Demand Quelle:
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