Wenn jemand wie Joachim Fest seine Erinnerungen an Begegnungen und GesprĂ€che mit Zeitgenossen niederschreibt, dann darf man auf interessante PortrĂ€ts hoffen. Und tatsĂ€chlich bietet der Band eine ausgesprochen interessante Auswahl von Nahaufnahmen, die in der Summe die intellektuelle Nachkriegsgeschichte der Bundesrepublik Deutschland erzĂ€hlen. Fest reflektiert seine Begegnungen unter anderem mit Sebastian Haffner, Dolf Sternberger, Wolf Jobst Siedler, Arnulf Baring, Golo Mann, Joachim Kaiser oder Rudolf Augstein, um einige der gelungensten Erinnerungsskizzen herauszugreifen. Ganz besonders lesenswert aber ist das Kapitel "Die Verzweiflung des Gedankens: Extempore ĂŒber Ulrike Meinhof", aus dem man viel ĂŒber die geistige Situation der Zeit und die tiefschichtigen intellektuellen Verwirrungen erfĂ€hrt, die dem Terrorismus das Fundament bereiteten. Auch sonst bieten die GesprĂ€che, die Fest fĂŒr uns protokolliert und kommentiert hat und die mit gekonntem Strich ausgefĂŒhrten intellektuellen PortrĂ€ts Anlass, noch einmal in einem beinahe schon vergessenem Kapitel bundesrepublikanischer Zeit- und Geistesgeschichte zu blĂ€ttern. Und dank der stilistischen Brillanz des Autors tut man dies abgesehen von dem Gewinn, den man sonst davon haben mag, mit von Kapitel zu Kapitel zunehmender Lust und Freude. Dies selbst dann, wenn man sich Fest vorderhand "ideologisch" nicht sonderlich verbunden gefĂŒhlt haben sollte..-- Hasso Greb Quelle:
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