Digne ist einer jener verschlafenen Orte in der französischen Provence, die im Sommer von Touristen geradezu heimgesucht werden, ansonsten jedoch acht Monate im Jahr im Halbschlaf vor sich hindämmern. Entsprechend gibt es dort für Kommissar Laviolette und Richter Chabrand nur wenig zu tun, und so können sie in aller Ruhe mit ihrem gemeinsamen Schicksal hadern: Beide sind auf Grund linkspolitischer Jugendsünden in die Provinz verbannt worden, und beide haben sich mit ihrem Leben in Digne nicht nur abgefunden, sondern es sogar lieben gelernt. Bis eine geheimnisvolle Mordserie ihr Leben unwiderruflich verändert. Der Fahrer eines städtischen Müllwagens stößt im Morgengrauen auf die erste Leiche: ein sportlicher, gut aussehender junger Mann mit einer rätselhaften Kopfwunde. Opfer Nummer zwei war die größte Hoffnung des örtlichen Rennstalls und verlor bei einem Übungsrennen in einer Haarnadelkurve die Kontrolle über sein Fahrzeug. Erst eine identische Kopfwunde weist auf ein Verbrechen hin. Die spärlichen Funde der Spurensicherung an den Tatorten legen nahe, dass der Täter vergleichsweise klein ist und Stiefel trägt, die seit langer Zeit nicht mehr erhältlich sind -- nicht eben üppig, und so sind Laviolette und Chabrand schließlich auf den Zufall angewiesen, der ihnen eine heiße Spur liefert. Das Zimmer hinter dem Spiegel ist der erste Roman um Kommissar Laviolette und eröffnet deutschsprachigen Lesern endlich den Zugang zu einer der beliebtesten Krimiserien Frankreichs. Pierre Magnan erzählt packend und seine Hauptfiguren sind überzeugend gezeichnet. Wirklich außergewöhnlich werden seine Romane jedoch durch die fast greifbare Landschaft, die Allgegenwart der Jahreszeiten und des Wetters -- die Provence in ihrer ganzen Pracht. Eine uneingeschränkte Empfehlung also; aber ersparen Sie sich um Himmels willen den Klappentext, denn der verrät das halbe Buch. --Hannes Riffel Quelle:
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