'Derridas fast zweieinhalbstündigen Gruß an die Generalsstände wird niemand,der dabei war, je vergessen. Auf der ganzen Welt ist es allein in Parisvorstellbar, daß ein Philosoph sich die Sache der Psychoanalyse so zu eigenmacht, daß er eine tausendköpfige Menge nicht nur in den Rausch redet,sondern seine rhetorischen und denkerischen Strategien so raffiniert undüberzeugend einsetzt, daß neben der kollektiven Manie plötzlich doch dieleise Stimme der Vernunft zu vernehmen war', schrieb die Frankfurter AllgemeineZeitung anläßlich der Rede von Jacques Derrida bei den 'Generalsständender Psychoanalyse' im Juli 2000 in Paris. Dieser Vortrag erscheint nunin deutscher Erstveröffentlichung. In einer Lektüre Freudscher Texte, diesich um den Begriff der 'Grausamkeit' ranken, erkundet Derrida möglicheAntworten auf die Frage, worin die Krise der Psychoanalyse heute besteht.Ausgehend von der These, daß die Psychoanalyse der Name dessen sein könnte,was sich ohne jegliches Alibi dem Eigensten der psychischen Grausamkeitzuwendet, versucht Derrida die Möglichkeit zu denken, wie jenseits derLogik des Todestriebes Recht, Politik, und vielleicht sogar eine Ethikbegründet werden könnten, die der psychoanalytischen Revolution wie auchden Ereignissen Rechnung tragen, die einen grausamen Wandel der Grausamkeitdarstellen - den technischen, wissenschaftlichen, juridischen, ökonomischen,ethischen und politischen Veränderungen unserer Zeit. Quelle:
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