Adornos Vorlesung von 1960/61 muß - und kann - für jenes Buch über Heideggerstehen, das der Autor nicht geschrieben hat und nicht schreiben wollte.Es ist gleichsam die verspätete Ausführung eines Projekts, das niemandanderer als Benjamin schon um 1930, bald nach dem Erscheinen von Sein undZeit, verfolgt hatte, ohne es auszuführen den Heidegger zu zertrümmern,wie er formulierte. Für Adorno bedurfte es nicht der Erinnerung an denPlan des Freundes; wie dieser hatte er bereits unmittelbar nach Erscheinenvon Sein und Zeit, also längst vor Heideggers berüchtigter Rektoratsrede,reagiert und die Fundamentalontologie abgelehnt. Heidegger galt ihm alseher bescheidener, freilich um so gefährlicherer Denker. Nach seiner Rückkehraus dem Exil galt Adorno weithin als der intellektuelle Gegenpart Heideggers,und tatsächlich hat er sich mit diesem intensiver beschäftigt als mit irgendeinemanderen zeitgenössischen Philosophen. Adorno hat Heideggers Denken vielfachder Kritik unterzogen; nirgends jedoch in der Form der politischen Denunziation,sondern indem er den Zusammenhang des philosophischen Gehalts mit dem politischenaufzeigte als Plädoyer für Aufklärung und Rationalität. Quelle:
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