Für die politische Theorie und Praxis ist keine andere Unterscheidung sowichtig wie diejenige zwischen öffentlich und privat. Gerade heute,wo wir im weltweiten Datenverkehr Spuren hinterlassen, die wir nichtkontrollieren können, wo unsere Bewegungen durch Kameras auf öffentlichenPlätzen überwacht werden, ist ein Schutz der Privatsphäre durch die Politikunerläßlich. Doch wo verläuft eigentlich die Grenze zwischen öffentlichund privat? Lassen sich beide Sphären tatsächlich so problemlos differenzieren,wie wir in unserem Alltag unterstellen? Raymond Geuss bestreitet das. Inseinem lebendig geschriebenen Buch unterzieht er das alte Begriffspaarprivat/öffentlich einer von Nietzsche und Foucault inspirierten Genealogie.Drei konkrete Fallstudien problematisieren die schwierige GrenzziehungDiogenes, der auf dem Marktplatz masturbiert, Cäsar, der den Rubikon überschreitet,sowie Augustinus, der sich ganz seinem eigenen Seelenheil widmet. So wirddeutlich, daß die Unterscheidung zwischen öffentlich und privat auseinem komplexen historischen Prozeß heraus entstanden ist, in dem ganzunterschiedliche Elemente eine Rolle gespielt haben. Geuss' Fazit DieUnterscheidung fällt in sich zusammen. Das jedoch hat gravierende Auswirkungenauf die Politik und das politische Denken. Quelle:
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