Die Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung im FrĂŒhsommer 1989 auf dem Platz vor dem Tor des Himmlischen Friedens, dem Tiananmen, erregte weltweites Aufsehen. Die "Geschehnisse des 4.Juni", wie die VorgĂ€nge im Chinesischen bezeichnet werden, fĂŒgten der kommunistischen FĂŒhrung einen bis heute fortwirkenden Image-Schaden zu. Doch Ă€nderte dies nichts an der amtlichen chinesischen Version, dass es sich dabei um einen "die staatliche Ordnung bedrohenden Aufruhr" gehandelt habe, dessen konsequente UnterdrĂŒckung die StabilitĂ€t und Entwicklung Chinas gewĂ€hrleistet habe. Die Brisanz dieses Buches liegt nun darin, dass wir erstmals einen Einblick in die damaligen Debatten des hermetisch abgeschotteten politischen FĂŒhrungszirkels um Deng Xiaoping erhalten. Das Material ist geradezu atemberaubend und deckt die Divergenzen innerhalb der KP-Spitze auf. Es besteht aus einer FĂŒlle von offensichtlich geheimen Staatsdokumenten, Berichten ĂŒber die ZustĂ€nde in den Provinzen, Sitzungsprotokollen des stĂ€ndigen Ausschusses des PolitbĂŒros der KP China und GesprĂ€chsaufzeichnungen, welche unsere Kenntnisse von dieser Periode wenn auch nicht revolutionieren, so doch entscheidend erweitern. So stĂŒtzen sie eindeutig die Ansicht, dass auf dem Tiananmen-Platz in der Nacht des 4. Juni niemand ums Leben kam. Die meisten Opfer forderten die blutigen Wirren auf den StraĂen der Hauptstadt unter Pekinger Zivilisten. Die Geschichte der Veröffentlichung dieser geheimen Aufzeichnungen ist allerdings nicht minder spannend. Die Dokumente wurden durch einen anonym gehaltenen Kompilator amerikanischen China-Experten in Abschrift zugĂ€nglich gemacht, so dass die AuthenzitĂ€t der Berichte nur schwer zu ĂŒberprĂŒfen ist und letztlich nur auf der Reputation der Forscher und ihren zusĂ€tzlichen Informationen beruht. Was nicht unterschĂ€tzt werde sollte, sind die Motive, aus welchen der Anonymus, der ĂŒber beste Kontakte innerhalb der obersten BeamtenrĂ€nge der KP Chinas verfĂŒgen muss, die Materialien zur Publikation ins Ausland gebracht hat. Sein spezifisch chinesischer Patriotismus hĂ€tte ihm eine rein nachrichtendienstliche Ăbermittlung untersagt, stattdessen hegt er die Hoffnung, durch die Bekanntmachung der brisanten Dokumente den AnstoĂ zu einer Neubewertung der Ereignisse innerhalb der KP Chinas zu bewirken. Denn nicht durch auslĂ€ndischen Druck sind seiner berechtigten Ansicht nach Reformen in China zu erreichen , sondern nur durch Wandel innerhalb der Kommunistischen Partei und StĂ€rkung des reformerischen FlĂŒgels um Premier Zhu Rongji. --Daniel Leese Quelle:
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