Eigentlich kann Marcia Mullers Privatdetektivin Sharon McCone alles. Sie ist durchtrainiert und kann sich zur Wehr setzen. Sie ist intelligent. Sie hat keine Geldsorgen. Sie ist noch jung genug um sehr anziehend zu sein, aber auch alt genug, um Lebensweisheit vorweisen zu können. Sie hat eine ungewöhnliche Lebensgeschichte, indianische Vorfahren, ist eine hervorragende Pilotin und sogar trinkfest und kann wahrscheinlich bei Bedarf noch viel mehr. Doch merkwĂŒrdig. Bei allen zuweilen störenden Supergirl-AllĂŒren kann man sich der prickelnden Spannung von Marcia Mullers Romanen kaum entziehen. AuĂerdem ist Sharon McCone sympathisch. Und daher gehört ihr die Anteilnahme in der tragischen Situation, in der sich die Heldin im neuesten Buch befindet. Der plötzliche Tod des Vaters ruft McCone zurĂŒck in ihr Elternhaus in San Diego. In den Papieren des Verstorbenen findet sie zu ihrer grenzenlosen Ăberraschung und BestĂŒrzung auch den Beweis, dass sie nicht die leibliche Tochter ihrer Eltern ist, sondern adoptiert wurde. Auf alle Nachfragen reagiert Sharons Mutter abweisend, Geschwister und andere nahe Verwandte geben ebenfalls vor nichts von ihrer Herkunft zu wissen. McCone beweist ErmittlerfĂ€higkeiten auch in eigener Sache, hört auf das, was ihre Familie verschweigt und verfolgt auf der Suche nach ihren Wurzeln die Spuren ihrer GroĂtante Fenella in ein Shoshonen-Reservat. Sie stöĂt dort auf einen Mord. GefĂ€hrliche Stille ist vielleicht der beste Thriller von Marcia Muller. Nicht zuletzt deshalb, weil die Heldin endlich menschliche Konturen gewinnt und die Anmutung einer omnipotenten Comic-Figur erfolgreich abstreift. --Ulrich Deurer Quelle:
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