Wer kennt Ludmilla Biehler? Geboren 1833 in Wien, Todesdatum und Todesort unbekannt. Emilie Stöger? Geboren 1876 und gestorben 1936 in Leoben, Steiermark. Mia Zabelka? Geboren 1963 in Wien, lebt in Wien. "Sie ist keine Angepaßte, sondern Grenzgängerin zwischen den verschiedenen Musikwelten. Exotin in einer männerorientierten Kompositionswelt", schreibt eine Kritikerin über die letztgenannte Komponistin anlässlich der Uraufführung ihres Werkes Arminio im Jahre 1992. Der Erfolg, der heute Mia Zabelka zuteil wird, war nicht allen der 210 Künstlerinnen zeit ihres Lebens vergönnt. Dennoch haben die Frauen, denen die Autorinnen Gerlinde Haas und Eva Marx in der 21 Jahre dauernden Recherchearbeit ihre Aufmerksamkeit schenkten, eines gemein: Sie alle lieben die Musik und wissen ihrer Leidenschaft über Noten Gehör zu verschaffen. Dabei reichen ihre kompositorischen Möglichkeiten weit über Lied und Klavierstück hinaus. Das belegen die lebendigen Biografien der Komponistinnen und die in langwieriger Arbeit zusammengestellte Auflistung ihrer Musikwerke. Von Aichinger Elfi bis Zieritz Grete reicht die lexikografische Bestandsaufnahme, vom 16. Jahrhundert bis zur Gegenwart erstreckt sich die zeitliche Rückschau. Dabei haben sich die Autorinnen für eine Zweiteilung der Information entschieden: Der erste Teil des Lexikons zeichnet sich durch seine essayistische Gestaltung des biografischen Teils aus. Dadurch werden die Lebensumstände und die künstlerische Entwicklung der Komponistinnen leichter nachvollziehbar; zeitgeschichtliche Ereignisse spielen in dem Zusammenhang ebenso eine Rolle wie die sozialen Umstände. Wo Haas und Marx während ihrer Recherchearbeit an Grenzen stießen, merken Interessierte im zweiten Teil des Lexikons. In diesem Abschnitt bleiben einzelne Artikel fragmentarisch, da wesentliche Informationen nicht mehr eruierbar waren. Um diese bedeutende Dokumentation derart vollständig zusammenstellen zu können, durchforsteten die Psychotherapeutin und die Musikwissenschaftlerin zwei Jahrzehnte lang über 100 Handbücher, Sammelwerke und Jahrbücher sowie über 100 Zeitungen und Zeitschriften. Wie Marx und Haas überhaupt auf die Idee kamen, dieses Werk in Angriff zu nehmen? "Zu Beginn standen Zufallsfunde von Komponistinnen in Zeitungen des 19. Jahrhunderts, mit deren zunehmender Anzahl das Anliegen an Stärke gewann, diese zum Teil zu Unrecht vergessenen Komponistinnen wieder in das Licht des öffentlichen Interesses und der Forschung zu rücken." Mit dem vorliegenden Lexikon ist dies den beiden Frauen definitiv gelungen. --Ute Langthaler-Nusser Quelle:
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