Der italienische Maler Michelangelo Merisi, der sich nach seinem Geburtsort in der Lombardei Caravaggio nannte, war ein Schläger und Säufer. Bis zu seiner Flucht wegen eines Mordvorwurfs war er vor allem in den Kneipen Roms zu Hause, die Modelle für seine Bilder fand er unter Prostituierten und den Menschen auf der Straße. Mit seiner dramatischen Hell-Dunkel-Malerei aber erfand Caravaggio ein Verfahren, das ihn zum Vorbild auch sehr bürgerlicher Maler machte. Ohne ihn wären die Bilder von Rembrandt oder Velasquez wohl kaum denkbar gewesen. Caravaggio ist der Ausstellungskatalog einer ersten umfassenden Schau des Malers im Düsseldorfer museum kunst palast (Caravaggio. Auf den Spuren eines Genies, 09.09.2006 - 07.01.2007), die auf nur 30 Gemälden fußt. Zehn davon sind von Caravaggio selbst, die 20 anderen werden ihm zugeschrieben oder stellen Kopien seiner Werke von der Hand anderer Künstler dar. Dieses nicht gerade üppige Ausstellungsmaterial prägt auch den über 270 Seiten starken Katalog, und das in positivem Sinne: Wie der Untertitel „Originale und Kopien im Spiegel der Forschung“ andeutet, ist es gelungen, den scheinbaren Mangel fruchtbar zu nutzen. Zwar sind nur sehr wenige Originale Caravaggios abgebildet. Dafür aber nimmt sich der Band viel Zeit zum Vergleich einzelner Fassungen. So erfährt man eine ganze Menge über die originelle und gänzlich neue Art von Caravaggios Bildfindung und darüber, warum sie nachfolgende Künstler so stark beeinflusst hat. Man begreift, warum es bis heute so schwierig ist, „echte“von falschen Caravaggios zu unterscheiden. Und man versteht, warum es aus den unterschiedlichsten Gründen wichtig ist, sich heute noch mit dem Maler zu beschäftigen. So ragt Caravaggio aus der großen Zahl anderer Publikationen heraus. Gerade deshalb lohnt sich die Anschaffung -- auch, wenn man bereis einen Bildband des genialen Künstlers im Bücherschrank stehen hat. -- Thomas Köster Quelle:
|