Wenn Berlin aus schlaflosen Nächten erwacht, kleben pixelige Pinguine an den Fassaden. Ein Kind fährt in einer umgebauten Badewanne über eine Türe, ein melancholischer Affe steht bedröppelt auf dem Trottoir, und auf einem Altglascontainer prangt das verfremdete und verdoppelt kopierte Konterfei von -- Uschi Glas. Witzig und originell sind die zum Großteil papierenen, oftmals aber auch multimedialen Werke, die junge Künstler mit Hilfe von Tapetenkleister, Sprühschablonen, Pinseln, Paketzetteln oder Tapeten im Stadtraum platzieren. „Street Art“ nennt sich diese Kunstform, die nur in der Anonymität der Großstadt und mit ihren ureigensten Mitteln (Comic, Icon, Collage, Werbung, Plakat etc.) funktionieren kann. Selbst Botschaften an eine imaginäre Linda -- „Linda, es ist nicht cool“ -- werden da zum urbanen Rätsel, das sich schon an der nächsten Ecke zur Liebes- oder Leidensgeschichte weiten kann. „Wenn ich es könnte, würd’ ich den Wolken am Himmel Formen geben, und dann zusehen, wie sie verdampfen“, lautet das Credo von NOMAD, einem der Berliner Street-Art-Aktivisten, dessen Pseudonym Programm seiner Kunst ist. Vergänglich wollen NOMADS Werke sein, ebenso wie die von Gould, Mr. Robot, Tower oder Fuck The Crew: Wind und Wetter ausgesetzt -- und dem Gesetz der Straße natürlich, zu dem es auch gehört, von Hunden bepinkelt und von Kindern oder aufgebrachten Hausbesitzern abgerissen zu werden. Über drei Jahre ist der Fotograf Sven Zimmermann durch Berlin vor allem durch seinen Wohnkiez Friedrichshain-Kreuzberg gezogen, um, nur mit einer simplen Digitalkamera bewaffnet, diese Street Art ihrer Vergänglichkeit zu entreißen. Herausgekommen ist ein wunderschöner (und überaus klug komponierter) Band, der zeigt, wie kreativ und vielfältig sich diese Kunstform im öffentlichen Raum gebiert. Graffiti war gestern. Und Street Art ist besser. --Thomas Köster Quelle:
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