Früher, als es noch keine Museen gab, da gab es Kabinette. Da konnten sich reiche Sammler Originale oder Reproduktionen in kleinen Schränken oder Galerien halten. Oder man kaufte sich Gemälde, die solche vollgestopften Galerien zeigten: Ein Bild der Bilder also, dass einen die damaligen Highlights der Kunstgeschichte entdecken half. Heute gibt es Museen, und im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit haben Kunstbücher auch den ästhetischen Genuss daheim erschwinglich gemacht. Rolf H. Johannsen hat nun ein Kompendium der "50 wichtigsten Gemälde der Kunstgeschichte" zusammengestellt und seinen schönen Sammelband mit intelligent einführenden Bildbeschreibungen sowie Bemerkungen zu Leben und Werk der betreffenden Künstler versehen: Von Cimabues Thronender Muttergottes (um 1280) bis zu Andy Warhols Marylin Diptych (1962) kann man da allerlei Klassiker bewundern, die längst zu Ikonen der Malerei geworden sind. Natürlich fehlt auch hier das eine oder andere Werk. Als "Anregung zu einer Entdeckungsreise, zum lustvollen Hinsehen" aber bietet der reich illustrierte Band mehr als genug. "Darauf haben viele gewartet", tönt es grell aus dem Klappentext: "Bücher, die einem sagen was man wissen muss und warum". Ein wenig haben wir solche Sätze wohl Dietrich Schwanitz' geschwätzigem Buch Bildung. Alles was man wissen muss zu verdanken, mehr noch allerdings einem mit dem Bewusstsein der Jahrtausendwende einhergehenden Inventarisierungswahn. Diesen Werbehumbug der ansonsten verdienstvollen 50 Klassiker-Reihe von Gerstenberg jedenfalls hat Johannsens Buch nicht verdient. 50 Klassiker Gemälde nämlich ist ein feines, klar durchdachtes und klug geschriebenes Kabinettstück zur Kunstgeschichte, das kein "Leitfaden" sein will durchs Wissenslabyrinth, sondern den Blick öffnet für die kleinen Nuancen großer Kunst. --Thomas Köster Quelle:
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