âWas fĂŒr eine sonderbare Familie wir sind! Man wird spĂ€ter BĂŒcher ĂŒber uns schreibenâ, notierte Klaus Mann 1936 in sein Tagebuch, und wie recht sollte er behalten. Immer noch scheint das Interesse an den Manns ungebrochen: Zuerst Heinrich Breloers aufwĂ€ndiger Fernsehfilm und letztes Jahr gleich zwei Biografien ĂŒber Katia Mann. Und nun versucht Hildegard Möller, die Leben der Frauen der Familie Mann nachzuzeichnen -- Katia und ihre drei Töchter Erika, Monika und Elisabeth. Das ist vielleicht die interessanteste Erkenntnis aus der LektĂŒre dieser Familienbiografie: Auch wenn eigentlich die Frauen im Mittelpunkt der Darstellung stehen, drĂ€ngen sich dennoch die MĂ€nner ins Bild. Ăber die Mann-Söhne Klaus, Golo und Michael erfahren wir kaum weniger als ĂŒber die drei Töchter. Katia Mann ist zwar zweifellos das Zentrum der Familie, mit ihrem unermĂŒdlichen BemĂŒhen, die Familie zusammen zu halten, die zahlreichen UmzĂŒge zu organisieren und die nötigen Rahmenbedingungen fĂŒr die literarische Produktion ihres Gatten auch in schwierigen Zeiten zu gewĂ€hrleisten. Aber im Grunde dreht sich doch alles um den groĂen Thomas Mann, um dessen Gunst gebuhlt wird und dessen Werk die Familie berĂŒhmt macht und ernĂ€hrt. Dessen langer Schatten aber auch auf die LebenslĂ€ufe seiner Kinder fĂ€llt, sein Ruhm ist Segen und Fluch zugleich. Und wie Hildegard Möller eindrucksvoll nachweist, gelingt es nur der Tochter Elisabeth, sich ein wirklich eigenstĂ€ndiges Leben aufzubauen. Die Autorin hat sich viel Arbeit gemacht und schildert akribisch den Alltag der Manns, die vielen Reisen, Begegnungen, Krankheiten, Streitereien und die unaufhörliche briefliche Kommunikation zwischen Eltern und Kindern. Manchmal wirkt die Darstellung durch die FĂŒlle an Details etwas nĂŒchtern, ein etwas literarischer Ansatz -- wie er etwa Anatol Regnier bei seiner Familienbiografie der Wedekinds gelungen ist -- hĂ€tte dem Buch gut getan. Andererseits sind oft gerade kleine Alltagsszenen so aussagekrĂ€ftig. Etwa wenn sich Katia mit ihren Kindern berĂ€t, ob man den groĂen Dichter jetzt beim Schreiben stören dĂŒrfe, um ihm mitzuteilen, dass gerade der 2. Weltkrieg ausgebrochen ist. Man entschied sich dafĂŒr, ihn in Ruhe weiterschreiben zu lassen. --Christian Stahl Quelle:
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