Er hat keinen Computer, kein FaxgerĂ€t, noch nicht einmal einen Anrufbeantworter und doch, oder gerade deshalb, ist er einer der geistreichsten Medienkritiker unserer Zeit. Die Rede ist von dem amerikanischen Medienökonomen und Soziologen Neil Postman. Bereits 1983 sorgte er mit seinem Buch Wir amĂŒsieren uns zu Tode fĂŒr Furore. PĂŒnktlich zum Millenniumwechsel ist nun sein neuestes Werk mit dem programmatischen Titel Die zweite AufklĂ€rung. Vom 18. ins 21. Jahrhundert erschienen. Obwohl er aufgrund seiner medienkritischen Haltung von vielen als "Dinosaurier" bezeichnet wird: Postman ist weit weniger ein Technik- und Fortschrittsfeind als ein unablĂ€ssiger Mahner und Kritiker allzu unreflektierter FortschrittsglĂ€ubigkeit. In Anlehnung an sein Buch ĂŒber die Unterhaltungsgesellschaft könnte sein neuestes Werk auch "Wir informieren uns zu Tode" heiĂen. Denn der Gegenstand seiner oft polemischen Betrachtung ist die Informationsgesellschaft auf dem Weg ins 21. Jahrhundert. Zielsicher spĂŒrt er in seiner Untersuchung den gesellschaftlichen und kulturellen VerĂ€nderungen nach, die durch eine ungezĂŒgelte Informationstechnologie herbeigefĂŒhrt werden. Dabei stellt er die berechtigte Frage, welchen Nutzen die mittlerweile unĂŒberschaubare Informationsflut eigentlich hat, wenn damit zwar unbegrenzt Wissen, nicht aber die geistigen Grundlagen zum Erkenntnisgewinn vermittelt werden. Um dieses Manko zu beheben, plĂ€diert Postman fĂŒr eine zweite AufklĂ€rung, die sich auf das kritische Potential der groĂen Denker des 18. Jahrhunderts beruft -- mit der Absicht, ein zeitgemĂ€Ăes pĂ€dagogisches Modell zu entwickeln, das den Erfordernissen des digitalen Zeitalters gerecht wird. Neil Postman zeigt sich in Die zweite AufklĂ€rung erneut als scharfsinniger Beobachter unserer Informations- und Mediengesellschaft. Mit geradezu spielerischer Einfachheit und zugleich eindringlich mahnend fĂŒhrt er uns vor Augen, daĂ ein unreflektiertes Vorantreiben neuer Technologien frĂŒher oder spĂ€ter dazu fĂŒhren muĂ, daĂ wir nicht die Maschinen benutzen, sondern von ihnen benutzt werden. --Harald Stucke Quelle:
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