Der Terroranschlag fundamentalistischer Terroristen auf das World Trade Center am 11. September 2001 hat vor allem die Kinder mit ängstlichen Fragen zurückgelassen: Muss man sich vor Anhängern des Islams grundsätzlich fürchten? Nach seinem Bestseller Papa, was ist ein Fremder? -- einem fiktiven Dialog mit seiner Tochter -- hat sich der französisch-marrokanische Schriftsteller Tahar Ben Jelloun deshalb der Erklärung der jüngsten monotheistischen Weltreligion verschrieben. Er erläutert auf sehr anschauliche Art und Weise ihre Ursprünge und illustriert im Umfeld das mentalitätsgeschichtliche und philosophische Fundament -- vor allem auch in Abgrenzung zu den verstörenden Ereignissen im September. Auch sonst bewegt sich der Autor stets auf aktuellem Terrain und macht unter anderem die Bezüge zum Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern deutlich. So entsteht ein breit angelegtes und kompetent einführendes Bild der islamischen Welt -- und damit ein Text, der Kindern helfen kann, wieder einen toleranteren Blick auf das als bedrohlich empfundene Fremde zu erlangen. Im Grunde hat Tahar Ben Jelloun mit der Dialogform seines Buchs genau den richtigen Zugang zur schwierigen Thematik gewählt -- auch wenn kritisch anzumerken bleibt, dass man über weite Strecken das Gefühl bekommt, hier würden sich nicht Vater und Kinder, sondern nur Erwachsene miteinander unterhalten. Dass ein kleines Mädchen etwa von einer "bösartigen" statt einer "bösen" Religion spricht, ist eher unwahrscheinlich; und Aufforderungen wie "Erkläre mir das Wort 'Scheinheilige'" klingen etwas zu altklug für ein Kind. Außerdem werden manche Begriffe (Ramadan etc.) nicht genau genug eingeführt. Und dennoch war dieses Buch schon lange überfällig. Auch der Versuch, "die Geschichte der Religion wie ein Märchen [zu] erzählen", ist überaus gelungen. So ist Papa, was ist der Islam? ein Buch geworden, dass man unumwunden empfehlen kann. --Stefan Kellerer Quelle:
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