Auf der Erde leben rund 10 Trillionen Insekten! Das heißt, daß auf jeden Menschen zwei Milliarden Sechsbeiner kommen. Eine große Zahl rückt uns ziemlich nah auf den Leib und bei dieser unglaublichen Übermacht wundert es nicht, daß der Mensch zu diesen Lebewesen eine durchwegs zwiespältige Beziehung hat. Entomologen mögen derartige Kalkulationen und so überzieht es einen mit Grauen, wenn man liest, daß die Nachkommen von nur einer Essigfliege im Laufe eines einzigen Jahres rein rechnerisch zu einer Population führen würde, die man zahlenmäßig nur noch mit einer Eins mit einundvierzig Nullen ausdrücken kann. Eng zusammengepackt würde das eine Kugel mit 150 Millionen Kilometern Durchmesser bilden. Dieses Buch der Insektenforscherin May R. Berenbaum wird den interessierten Leser aber nicht nur wegen dieser aufregenden Fakten fesseln. Man spürt, daß die Autorin eine ganz besondere Beziehung zu ihren Forschungsobjekten hat. So wird vielleicht so manche gruselige Abscheu in fasziniertem Staunen enden. Das Buch ist sachkundig und wissenschaftlich professionell geschrieben. Besonders gut gefällt der Umfang. Auf gut 500 Seiten werden die vielfältigen Beziehungen zwischen Mensch und Insekt dargestellt. Dabei fehlen Exkurse in Kunst, Geschichte und Literatur ebenso wenig, wie die Darstellung von Systematik, Physiologie und Überlebensstrategien. Beim Lesen wird klar, wie undifferenziert das menschliche Verhalten in der Regel gegen die Insekten gerichtet ist. Die komplizierten Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Arten und dem Ökosystem sind so faszinierend und sensibel, wie die Beziehung zwischen Mensch und Insekt: zwischen "lausigen Zeiten" und "Schmetterlingen im Bauch". --Joachim Schuering Quelle:
|