Das neue Farbleitsystem der Marco-Polo-Bände entspricht in etwa der Bandbreite niederländischer Tulpenvariationen. Im Angebot hier wie dort: helles Gelb, zartes Rot, zierliches Violett, süßes Rosa. Abgesehen von den nach wie vor knallig untermalten Insider-Tipps bemühen sich die Buchmacher aus Ostfildern offensichtlich um ein sanfteres und augenfreundlicheres Layout. Und mit den Rubriken "Holland in Klein für die Kleinen" und "Auf zwei Rädern und vier Rollen" um extra ausgewiesene Kinder- und Sportseiten, die auch inhaltlich mehr Farbe ins Spiel bringen. Farbtupfer ganz anderer Art stellen schließlich landestypische Kuriositäten dar, die sich im Marco-Polo-Band Niederlande in ausgewiesenen Sonderkästen wiederfinden: Die Rede ist etwa von Selbsthilfegruppen für Außerirdische, dem landesweit grassierenden Orangefieber bei wichtigen Fußballspielen oder der angeblich lustfeindlichen Lakritze. Diese gehört aber zur niederländischen Gesellschaft ebenso wie Gouda und dicke Erbsensuppe. Was andere niederländische Spezifika wie die moderate Drogenpolitik, den ungewöhnlichen Umgang mit Sterbehilfe oder die Multikulti-Gesellschaft anbelangt, findet die seit über zehn Jahren in Amsterdam lebende Autorin ausführliche und treffende Worte. Keine Worte findet sie hingegen zum Thema Maastrichter Verträge, die für die EU von großer Bedeutung waren oder darüber, dass Rotterdam im Jahr 2001 als europäische Kulturhauptstadt wichtige Akzente setzen konnte. Da aber aufgrund des vielseitigen Straßenatlasses, dem Sprachführer und den praktischen Tipps in der Tat wenig Platz bleibt für ausschweifende Infos, muss man das handliche Büchlein einfach als das nehmen, als was es konzipiert ist: als übersichtliche Einsteiger-Lektüre. --Christian Haas Quelle:
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