Bücher wie diese wünschte man sich für jedes Reiseziel: mit leichter Feder geschriebene Beobachtungen, die fast alle im Alltag des Jahres 2000 spielen, dabei überraschende Verknüpfungen zu Land, Leuten und deren kulturellen Eigenarten ziehen -- und obendrein höchst vergnüglich zu lesen sind. Das schmale, 132 Seiten zählende Bändchen über Neapel verführt geradezu zum Hineinschmökern, und man legt es erst wieder aus der Hand, bis die letzte der 16 Geschichten verschlungen ist. Der Autorin Birgit Schönau, studierte Journalistin und seit vielen Jahren in Rom lebend, gelingt der Blick in den Mikrokosmos des Alltags, der, wie so oft, viel von der Seele eines Ortes offenbart. So folgt man der Fremdenführerin Elvira ins antike Pompeji oder unternimmt einen Exkurs in die neapolitanische Unterwelt, mitten hinein in den Prozess gegen den Mafiaboss Don Raffaele Cutolo, der so leidenschaftlich Gedichte schreibt. Atmosphärisches über neapolitanische Friedhöfe findet man neben dem Aufstand der Neapolitaner gegen die verhasste Helmpflicht, Erschreckendes über den florierenden Tabakschmuggel findet man neben dem Kult um Fußballstar Maradona und den Kampf neapolitanischer Pizzabäcker gegen die Brüsseler EU-Norm für Pizzen. Bis ins Traditionshotel Luna an der nahegelegenen Amalfiküste entführt die Autorin. Zeitnah, augenzwinkernd und mit großer Liebe zum Detail lesen sich die Texte so, dass man am liebsten sofort aufbrechen würde -- nach Neapel! --Dorothea Fröhlich Quelle:
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